Was Ad-libs (auch „adlibs“ oder fälschlicherweise „ad-lips“ geschrieben) sind, wissen Hip-Hop Fans genau. Sie sind eine Ergänzung von Wörtern oder Stimmen in Songs. Ad-libs sind oft spontan und variiert, dadurch bleibt die Dynamik des Stücks aufrechterhalten und ist lebendiger. Ikonische Ad-libs sind einzigartig und den jeweiligen Künstler’innen zuzuordnen. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über Adlibs, deren Geschichte viel weiter zurück reicht, als die des Hip-Hop. Passende Beispiele verlinken wir auf Spotify.
Geschichte der Ad-lips
Obwohl Adlibs insbesondere dem Hip-Hop zugeordnet werden, liegt ihr Ursprung Jahrhunderte zurück. Was also sind Adlibs? Die Geschichte der Adlibs hat fünf Stationen:
- Das englische Verb to ad lib (für „frei nach“) geht auf den lateinischen Ausdruck „ad libitum“ zurück, der „nach Belieben“ bedeutet. Er hat schon vor Jahrhunderten Instrumentalist’innen und Sänger’innen gestattet, an bestimmten Stellen in der Partitur zu variieren oder improvisieren. So konnten ausführende Künstler’innen der Musik ihre eigene Note mitgeben.
- Etwa seit den 1920er Jahren ist das Scatten in Gospel- und Jazzmusik beliebt. Sänger’innen improvisieren lange, lautmalerische Passagen über Vamps. Vamps sind wiederkehrende Melodie- oder Akkordfolgen. Ein Beispiel ist Heebie Jeebies von Louis Armstrong & His Hot Five. Sehr kurze Scats inmitten von Gesangspassagen sind eine Art Vorläufer moderner Adlibs. Ein Beispiel ist das Ho-Ho in der Mack-the-Knife-Fassung von Bobby Darin von 1958.
- In der Popularmusik, wie Blues, Funk, Reggae und Hip-Hop, sind Adlibs vor allem gesungene oder gesprochene Phrasen. Mal sind sie ikonisch, also ein Wiedererkennungsmerkmal, mal dienen sie zum Ausschmücken oder „verdichten“ von Vocal-Passagen. Was ikonische Adlibs sind, erkennen Sie, wenn Sie das „Yeah“ von Lil Jon, „Ha-Hah“ von Jadakiss und „Ha-Hah“ von Will Smith hören. Im Foto recorden wir gerade Adlibs über das ansonsten fertige Musikstück, um mehr Abwechslung reinzubringen.
- Insbesondere seit dem digitalen Zeitalter werden Adlib-Vamps von Producer’innen komponiert. Dazu schneiden sie Vocal-Passagen und Adlibs aus den Aufnahme-Sessions aus und stellen sie über einen Musik-Loop neu zusammen. Dies geschieht in Anlehnung an Cuts im Hip-Hop — wie Alles Gute von Blumentopf — und die Scat-Vamps im Jazz. Ein Beispiel für Adlib-Vamp ist das Ende von Redbull vom Wu-Tang Clan.
- Auch für die AdLib-Soundkarte von 1987 waren Adlibs der Popularmusik sicher namensgebend. Sie konnte neben System-Beeps auch Sprache abzuspielen.
Was sind Adlibs im Subgenre „Trap“
In Trap-Musik sind Ad-libs einer der wichtigsten Merkmale eines Stückes, neben druckvollen Bässen, wiederholten Wörters in Refrains und rhythmische Beats. Trap-Musik entstand in den 1990er Jahren in den Südstaaten der USA. Speziell in Städten wie Atlanta, Georgia. Der Begriff „Trap“ stammt von den Lebensumständen in den sogenannten „Trap Houses“ oder Drogenhäusern. Hier wurden größtenteils illegale Drogen verkauft.
In Trap werden „Ad-libs“ verwendet, um bestimmte Textzeilen hervorzuheben oder zu betonen. Die betonte Zeile wird vom Künstler als wichtig empfunden und wird somit nochmals verstärkt. Insbesondere in den 2000er Jahren gewannen Trap-Künstler wie Gucci Mane, T.I., Young Jeezy und später auch Future und Migos große Popularität. Sie setzen Ad-libs als Teil ihrer Markenzeichen und Wiedererkennungsmerkmale ein. Die Verwendung von Ad-libs im Trap ist eng mit der Entwicklung des Trap-Genres in der Hip-Hop-Musik verbunden.
Adlibs sind der „Signature Sound“ vielen Künstler’innen. Mit Adlibs füllen sie Lücken zwischen den Pausen der Strophen oder des Refrains. Denn üblicherweise werden im Trap bewusst viele Pausen in das Stück eingebaut. Beispiele sind „it’s Lit“ von Travis Scott (hier bei 2:56) und „Huh“ von Rick Ross.
Mithilfe unserer Artikel können Sie Songtexte selber schreiben und Vocals recorden, wie Adlibs und Gesang.
Quellen
Bennett, Samantha, „Never Mind the Bollocks: A Tech-Processual Analysis“, Popular Music and Society 38(4), 2015, 466–486.
Davenport, Ethan, „The Best Ad-Libbers in Rap History“, Passion of the Weiss 2018
Hill, Tia, Lesleysteele, Morel Jr, Jaques & Fu, Eddie, „Lil Pump, Jeezy & How Ad-Libs Took Over Hip-Hop“, Genius 2018
Savage, Steve: Bytes and Backbeats: Repurposing Music in the Digital Age, University of Michigan Press 2011.