Wie funktioniert eigentlich der Quintenzirkel? Wie kann man daraus die Vorzeichen für Dur-, Moll- und Parallel-Tonarten ablesen? Diese Fragen beantworten wir für Sie. Außerdem erklären wir, was die Begriffe Tonika, Dominante, Subdominante und Doppeldominante bedeuten. Dabei gehen wir auf Elemente aus der Funktionstheorie und der Harmonielehre ein.

Quintenzirkel: Aufbau, Dur und Moll, Vorzeichen

Zuallererst klären wir die Frage, was denn der Quintenzirkel überhaupt ist, wofür er nützlich ist und wie er sich zusammensetzt.

Was ist der Quintenzirkel?

Der Quintenzirkel ist ein wichtiges Werkzeug der Musiktheorie und besteht, wie der Name schon sagt, aus Quinten: Das sind Intervalle im Abstand von fünf Tönen, also zum Beispiel von C bis G. Nutzen Sie den Quintenzirkel, um:

  • die Tonart eines Stückes herauszufinden
  • Parallel-Tonarten zu identifizieren
  • interessante Harmoniewechsel zu komponieren
  • die Vorzeichen einer Tonart zu ermitteln
  • verwandte Tonarten zu finden
Quintenzirkel. Grafik: Dr. Arvid Ong

Quintenzirkel. Grafik: Dr. Arvid Ong

Dur und Moll

Seit der klassischen westlichen Musik sind zwei Grundstimmungen verbreitet, die den Charakter eines Musikstückes maßgeblich beeinflussen: Dur und Moll. Während Dur einen hellen, fröhlichen Klang hat, hört sich Moll eher melancholisch, traurig oder ernst an. Ob ein Stück in Dur oder Moll geschrieben ist, lässt sich deshalb meist bereits beim ersten Hören feststellen.

Ein entscheidender Unterschied zwischen Dur und Moll ist der Aufbau der Tonleitern, also die Aufteilung in Ganz- und Halbtonschritte. Am besten lässt sich das am Beispiel von C-Dur und a-Moll erklären: Da beide Tonarten keine Vorzeichen haben, also nur aus den weißen Tasten auf dem Klavier bestehen, sind die Halbtonschritte leicht zu erkennen: zwischen E und F sowie zwischen H und C befindet sich je ein Halbtonschritt, an diesen Punkten liegen zwei weiße Tasten direkt nebeneinander. Bei den Ganztonschritten hingegen liegt noch eine schwarze Taste dazwischen.

Da man bei C-Dur vom C ausgeht und dieses als 1. Stufe der Tonleiter ansieht, ergeben sich die Halbtonschritte zwischen der 3. (E) und 4. (F) sowie zwischen der 7. (H) und 8. (C) Stufe. Bei a-Moll hingegen, dass vom A als 1. Stufe ausgeht, befinden sich die Halbtonschritte dementsprechend zwischen der 2. (H) und 3. (C) sowie zwischen der 5. (E) und der 6. (F) Stufe.

Diese Anordnung der Halb- und Ganztöne wird auf jede Dur- bzw. Moll-Tonart übertragen, sodass sich daraus automatisch die entsprechenden Vorzeichen ergeben, die dann auch im Quintenzirkel zu finden sind.

Aufbau des Quintenzirkels

Strukturiert ist der Quintenzirkel folgendermaßen: Es gibt einen Dur- und einen Moll-Quintenzirkel, in einigen Abbildungen findet man sie auch zusammen als inneren (Moll) und äußeren Kreis (Dur). Der Quintenzirkel beginnt oben mit C-Dur bzw. a-Moll. Diese beiden Tonleitern bestehen nur aus den Stammtönen (C, D, E, F, G, A, H) und haben dementsprechend (zumindest natürlicherweise) keine Vorzeichen. Da sie also dasselbe Tonmaterial haben, nennt man sie auch Paralleltonarten.

Vorzeichen im Quintenzirkel

Vom Startpunkt oben geht es jetzt immer eine Quinte aufwärts: Vom C zum G im Dur-Zirkel, vom a zum e im Moll-Zirkel – wir bewegen uns im Uhrzeigersinn. Für jeden Schritt nach rechts, also jede Quinte aufwärts, kommt ein Kreuz-Vorzeichen dazu. Die Reihenfolge ist dabei wie folgt: fis, cis, gis, dis, ais, eis, his. Unten angekommen, geht es auf der linken Seite mit b-Vorzeichen weiter. Hier kommt wieder von oben nach unten (diesmal gegen den Uhrzeigersinn) je ein Vorzeichen hinzu. In dieser Richtung wird dann mit Quintsprüngen nach unten (oder auch Quartsprüngen nach oben) gearbeitet. Die b-Vorzeichen werden in folgender Reihenfolge hinzugefügt: b, es, as, des, ges, ces, fes.

Um sich die Reihenfolge der Durtonarten mit Kreuzvorzeichen im Quintenzirkel zu merken, kann man folgenden Satz zur Merkhilfe verwenden: Geh Du Alter Esel Hole Fisch. Der Merksatz zu b-Vorzeichen ist: Frische Brötchen essen Assessoren des Gesetzes.

Was sind Paralleltonarten?

Wie oben bereits beschrieben, sind Tonarten mit demselben Tonmaterial Paralleltonarten. Sie sind einfach zu finden, da sie im Dur- und im Moll-Quintenzirkel an derselben Stelle stehen (wie z.B. C-Dur und a-Moll) und die gleichen Vorzeichen haben. Außerdem liegt die parallele Moll-Tonart immer eine kleine Terz (drei Halbtonschritte) tiefer als die entsprechende Dur-Tonart. Trotzdem klingen sie nicht gleich, denn sie haben einen anderen Grundton (C bzw. a).

Tonleiterstufen und ihre Funktionen

Viele der sieben Tonleiterstufen haben eine besondere Funktion. Die Funktionstheorie ist ein Mittel der Harmonielehre und hilft Ihnen dabei, Kompositionen zu verstehen und selber zu komponieren:

  • Tonika: Die Tonika ist die erste Tonleiterstufe, im Fall von C-Dur dementsprechend das C und somit auch der Grundton. Sie bildet damit das harmonische Zentrum und fungiert als Ausgangs- und Zielpunkt.
  • Dominante: Die Dominante ist die fünfte Stufe einer Tonleiter und liegt eine Quinte über der Tonika. Bei C-Dur ist das G die Dominante. Durch sie kann Spannung aufgebaut werden, die dann durch das Zurückkehren zur Tonika aufgelöst wird.
  • Subdominante: Die Subdominante liegt eine Stufe unter der Dominante, nämlich auf der vierten Stufe. Sie ist eine Quarte aufwärts oder auch eine Quinte abwärts der Tonika gelegen. Ihre Funktion ist die Vorbereitung auf die Dominante, somit leitet sie auch erste Spannungen ein. In der C-Dur-Tonleiter ist das F die Subdominante.
  • Doppeldominante: Die Doppeldominante ist die Dominante der Dominante – da die Dominante von C-Dur das G ist, muss man nun vom G noch eine weitere Quinte aufwärtsgehen, um dann die Doppeldominante, das D, zu finden. Kurz gesagt ist die Doppeldominante immer die zweite Stufe einer Tonleiter

Auf den einzelnen Tonleiterstufen können Sie nun, nach den Regeln der Harmonielehre, jeweils einen Akkord aufbauen. Der Tonika-Akkord bleibt dabei in Dur oder Moll, je nach Tonart. Auf der Dominante und Doppeldominante wird immer ein Dur-Akkord aufgebaut. Der Subdominant-Akkord hingegen bleibt ebenfalls meist in der ursprünglichen Tonart. So können Sie stimmige Akkordfolgen erstellen, zum Beispiel Tonika — Subdominante — Dominante — Tonika.

Wer gerne direkt weiterlesen möchte, kann das in unseren Artikeln über die Europäischen Stimmungen und die Kirchentonarten tun.

Weitere spannende Informationen finden Sie auch im Kapitel „Räumliche Konzepte der Musik“ aus dem Buch „Psychoakustische Schallfeldsythese für Musik“ von Tim Ziemer (2023).