Absorber selber bauen ist eine kostengünstige Optimierung Ihres Tonstudios. Was Absorber oder Akustikelemente sind, welchen Nutzen sie haben und wie Sie Absorber im Tonstudio anwenden, erfahren Sie hier.

Warum braucht man Absorber?

Wie im Artikel über Nachhallzeit im Tonstudio beschrieben, ist die Nachhallzeit ein wichtiger Faktor für eine gute Aufnahme und Mischung. Denn jeder Raum hat einen eigenen „Klang“. Doch für gute Aufnahmen und Mischungen sind wenig klingende Räume, die einen geraden Frequenzverlauf haben, wichtig. Als wenig klingenden Raum bezeichnet man einen Raum, der wenig Hall hat und keine bestimmten Raumfrequenzen verstärkt oder abschwächt.
Absorber helfen, die Nachhallzeit des Raumes zu reduzieren, sowie bestimmte Frequenzen abzuschwächen. Problematisch sind besonders im Mischkontext sogenannte „stehende Wellen“, auch als „Raummoden“ bezeichnet. Das Bild zeigt eine stehende Welle bei ca. 120 Hz, welches damit zwischen dem Ais und H liegt.

Grafik zeigt einen Peak im Spektrum, eine stehende Welle bei ca. 120 Hz. Absorber selber bauen reduziert diesen Peak.

Absorber selber bauen schwächt Raummoden/stehende Wellen ab, die als Peak im Frequenzverlauf sicht- und hörbar sind. Bild: Justin T. Niestroj

Was ist ein Absorber?

Als Absorber bezeichnet man ein Bauelement, welches bestimmte Frequenzen absorbiert. Absorption bezeichnet in der Akustik die Umwandlung von Schallenergie in Wärme oder Bewegungsenergie. Dafür haben Absorber bestimmte Eigenschaften.

  1. Durch Verwendung von porösem Material wird die Oberfläche, auf die der Schall trifft, um ein Vielfaches vergrößert. Die vielen Reflexionen in einem porösen Material mindern so die Schallenergie. Dies geschieht durch einen längeren Weg des Schalls, bei dem die Schallenergie abnimmt.
  2. Bewegliches Material, wie beispielsweise Glaswolle, wandelt die Schallenergie in Bewegungsenergie um.
  3. Die Eigenresonanz eines Absorbers (beispielsweise eines Helmholtz-Absorbers) kann ebenfalls die Schallenergie in Bewegungsenergie umwandeln. So schwingt der Absorber bei seiner Eigenfrequenz und bringt so Platten oder Federn zum Schwingen.

Jedes Material hat einen sogenannten Absorptionsgrad. Der Absorptionsgrad beschreibt das Verhältnis von der eintreffenden zur ausgehenden Schallenergie. Die Wahl des Materials ist für den Bau eines Absorbers dementsprechend wichtig.

Absorber selber bauen

Das Absorber Selber Bauen lässt sich in mehrere Teile gliedern. Diese sind Platz auswählen, Rahmen bauen und Absorber füllen. Wählen Sie zuerst den Platz des Absorbers:

  1. Platzieren Sie den Absorber gegenüber Ihrer Monitorbox (Spiegelprinzip). Das absorbiert die erste Reflexion im Raum. Der Unterschied zwischen Direktschall und Reflexion erklärt der Artikel über den schalltoten Raum.
  2. Ein weiterer typischer Ort für Schallabsorber ist neben Ihrem Arbeitsplatz. Platzieren Sie die Absorber zu der linken und rechten Seite Ihres Schreibtisches.
  3. Optimieren Sie einen Raum, indem Sie hauptsächlich aufnehmen, bietet es sich an, an möglichst vielen Stellen Absorber anzubringen. Wichtig ist dabei, auf die Reflexionspunkte zu achten. Reflexionspunkte sind die Orte, an denen der Schall auf die Wand trifft. Entweder direkt aus dem Lautsprecher oder als Reflexion einer anderen Wand. Bedenken Sie dabei: Einfallswinkel = Ausfallswinkel.

Als Nächstes bauen Sie den Rahmen des Absorbers. Die Größe des Rahmens und dementsprechend die Größe des Absorbers machen Sie von Ihrem Platz abhängig. Je größer, desto besser.

  1. Holzrahmen bieten sich hier am besten an. Holz absorbiert selber und hat durch die nicht glatte Oberfläche auch bessere Schallabsorptionseingenschaften als Kunststoffe oder Metalle.
  2. Je dicker Sie den Rahmen bauen, desto mehr Absorptionsmaterial kann verbaut werden. Dies kann die Absorption besonders in tieffrequenten Bereichen verbessern, sowie mehr SPL (Schalldruckpegel) absorbieren.
  3. Schrauben Sie die Holzstücke in der ausgewählten Größe zusammen. Benutzen Sie hierfür beispielsweise Winkel.

Nun geht es darum, den Absorber mit Material zu befüllen. Hierzu spannen Sie zunächst ein Vlies oder anderen Stoff über die Rückseite des Absorbers und tackert diesen fest. Dies wird das absorbierende Material halten.

  1. Am Häufigsten werden Glaswolle oder Steinwolle genutzt, auch in professionellen Tonstudios. Diese Materialien sind kostengünstig und haben gute Absorptionseigenschaften.
  2. Wolle oder andere Stoffe sind auch eine gute Lösung, wenn die Neuanschaffung von Füllmaterial zu teuer ist. Absorber mit alten T-Shirts oder Bettwäsche zu füllen, ist eine gute DIY Lösung. Hier müssen Sie jedoch dafür sorgen, dass der ganze Absorber gut gefüllt ist, sodass kein Stoff verrutscht.
  3. Es gibt auch speziellen Akustikschaumstoff. Doch dieser ist oft sehr teuer und eignet sich weniger gut für Anwendungen im Absorber.

Ist der Absorber mit dem ausgewählten Material gefüllt, verschließen Sie ihn. Dies wird mit Molton oder einem anderen schön aussehenden Stoff getan. Spannen Sie diesen über den Rahmen und tackern ihn fest. Dieser Stoff wird später sichtbar sein und ist eine größtenteils ästhetische Maßnahme.

Ihr Absorber sollte nun aussehen wie im Bild. In diesem Fall wurde als ästhetische Maßnahme ein sichtbarer Holzrahmen hinzugefügt. Hier ist Ihrer Kreativität keine Grenze gesetzt. Bauen Sie die Absorber so, dass sie in Ihr Studio passen.

Weißer selbstgebauter Absorber mit Holzrahmen hängt in einem Tonstudio.

Absorber selber bauen kann schön aussehen und gut klingen. Bild: Justin T. Niestroj