Felt Piano steht für einen modernen, neoklassischen Klang, der mit seinen weichen, gedämpften Tönen auffällt. Es erzeugt eine zurückhaltende und klare Atmosphäre, die Raum für Ideen und Kreativität lässt. Ein Klang, der ruhig, aber zugleich fesselnd wirkt und neugierig auf mehr macht. Daher passt er perfekt in die allermeisten Study and Focus und Relaxing Playlists der üblichen Streaminganbieter. Doch wo genau kommt dieser Sound eigentlich her? Und ist bekannt, wer diesen Klang und das Felt Piano erfunden und/oder bekannt gemacht hat? In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu diesem Thema.
Wer hat das Felt Piano bekannt gemacht?
Es gibt keinen einzelnen Erfinder des Felt Pianos. Die Idee, Filz oder andere Materialien zwischen Hämmer und Saiten zu legen, wird schon lange von Pianist’innen und Komponist’innen verwendet, um verschiedene Klangfarben zu erzeugen. Jedoch gibt es bestimmte Komponisten und Musiker, die den Klang des Felt Pianos besonders bekannt gemacht haben:
- Der deutsche Komponist und Pianist Nils Frahm ist eine der zentralen Figuren, die das „Felt Piano“ populär gemacht haben. Sein Album Felt (2011) nutzte diese Technik stark und verhalf dem Instrumentalstil zu größerer Bekanntheit in der Neo-Klassik- und Ambient-Szene. Frahm platzierte Filzstreifen zwischen den Hämmern und Saiten, um den charakteristischen, sanften Klang zu erzeugen. Dieser Klang wurde zum Markenzeichen seiner Musik und fand später weite Verbreitung in der Filmmusik und bei experimentellen Pianisten.
- Ein Komponist, der ebenfalls oft mit dem Felt Piano arbeitet und es in vielen seiner Kompositionen verwendet, ist der Isländer Ólafur Arnalds. Er kombiniert häufig elektronische Musik mit Klavier und Streichern, und der weiche Klang des Felt Pianos passt perfekt in seine melancholischen, atmosphärischen Kompositionen. Arnalds Song saman ist ein gutes Beispiel dafür.
- Obwohl Max Richter nicht primär für das Felt Piano bekannt ist, verwendet er ähnliche Techniken in seiner minimalistischen Musik. Insbesondere in seinem Album Sleep (2015) nutzt er sanfte und beruhigende Klavierklänge, die oft gefiltert und gedämpft sind.
Die Verwendung von Filz oder ähnlichen Dämpfungsmaterialien ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern wird seit langem von Klavierbauern und Pianist’innen als Mittel verwendet, um den Klang eines Klaviers zu modifizieren. Bereits in der Romantik experimentierten Komponisten wie Frédéric Chopin oder Claude Debussy mit verschiedenen Pedaltechniken und Klangdämpfung, um sanfte, intime Klangfarben zu erzeugen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum präparierten Klavier
Das präparierte Klavier ist eine Technik, bei der Objekte wie Schrauben, Gummi oder Holzstücke zwischen die Saiten eines Klaviers gelegt werden, um unkonventionelle Klänge zu erzeugen. Diese Methode wurde in den 1940er Jahren vor allem durch den Komponisten John Cage bekannt. Sie verändert den Klang dramatisch und erzeugt perkussive, oft metallische Töne, die an Schlaginstrumente erinnern.
Gemeinsamkeiten mit dem Felt Piano bestehen darin, dass beide Techniken externe Materialien verwenden, um den Klang des Klaviers zu modifizieren. Beide Ansätze führen zu einem veränderten, oft gedämpften oder verfremdeten Klang, der sich von einem normalen Klavierklang stark unterscheidet.
Unterschiede liegen in der Art der Klangveränderung. Während das Felt Piano einen weichen, intimen und sanften Klang durch die Dämpfung mit Filz erzeugt, zielt das präparierte Klavier auf radikalere, oft fremdartige Klänge ab, die eher perkussiv und experimentell sind. Das Felt Piano bleibt näher am traditionellen Klavierklang, während das präparierte Klavier eine stark abstrahierte Klangwelt erschafft. Der Düsseldorfer Pianist und Komponist Volker Bertelmann (alias Hauschka) ist ein Virtuose des modernen präparierten Klaviers und spielt damit auch regelmäßig in Techno-Clubs.
Falls Sie nun daran interessiert sind, diesen Sound bei sich Zuhause auszuprobieren und aufzunehmen, empfehle ich Ihnen unseren Artikel über das Aufnehmen im Homestudio. Außerdem haben wir einen ebenso spannenden Artikel über den Aufbau des Klaviers, für noch tiefergehende Informationen zu diesem wunderbaren Instrument.