Die Filmmusik-Geschichte der letzten 100 Jahre ist geprägt von einem stetigen Wandel struktureller Techniken und ästhetischer Trends. Von den Anfängen des Stummfilms bis zu den hochmodernen Soundlandschaften von heute hat sich die Filmmusik im Laufe der Jahre stark verändert. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die spannende Geschichte der Filmmusik und ihren nachhaltigen Einfluss auf das Kinoerlebnis.

Filmmusik-Geschichte im Überblick

Hinter jedem großen Film und jeder großen Serie steht ein brillanter Soundtrack, der das fertige Produkt erst zu einem spektakulären und ikonischen Erlebnis macht. Filmmusik und Soundtracks vermitteln Emotionen, verstärken die Spannung und stellen eine tiefere Verbindung zwischen dem Publikum und der Handlung auf dem Bildschirm her. Die Filmmusik-Geschichte lässt sich bis in die Zeit des Stummfilms zurückverfolgen.

Anfänge der Filmmusik-Geschichte

Anfänge der Filmmusik-Geschichte. Foto: Donald Tong (Pexels)

Die Stummfilmära

Noch bevor es im Kino gesprochene Dialoge gab, war Musik zu hören. Während der Stummfilmzeit (1890er bis 1920er Jahre) versuchte man, das Fehlen des Tons zu kompensieren, indem die Musik während einer Filmvorführung entweder von einem Phonographen oder live gespielt wurde. Wie im Theater der griechischen Antike folgten bzw. improvisierten Musiker’innen einer zusammengestellten Partitur, die klassische Kompositionen, populäre Melodien und Originalstücke kombinierte. Die Verschmelzung von Ton und Bild vermittelte dem Publikum insgesamt ein neues Gefühl der Nähe zum Geschehen, das über den 2D-Aspekt hinausging und das Kinoerlebnis revolutionierte.

Aufstieg der Komponist’innen

Das Aufkommen des „Tonfilms“ (Filme mit gesprochenen Dialogen) in den 1930er und 1940er Jahren veränderte den Umgang mit Filmmusik:

  • Die hauseigene Live-Begleitung von Filmen nahm immer mehr ab
  • Die Komposition von Orchestermusik wurde zu einem immer wichtigeren Bestandteil der ganzheitlichen Filmproduktion
  • Die eigenständige Vermarktung der Original Sound Tracks (OSTs) von Blockbustern nahm zu

Die Komponist’innen nutzten die Kontrolle über die Emotionen, die der Film beim Publikum hervorrufen sollte. Sie schufen Originalmusik, die speziell auf die von ihnen begleiteten Filme zugeschnitten war. Der erste Film, der eine komplett eigene Filmmusik verwendete, war der Klassiker „King Kong“ (1933) des Komponisten Max Steiner.

Goldene Ära Hollywoods

Das Goldene Zeitalter Hollywoods markierte einen bedeutenden Wandel in der Filmmusik. Das Studiosystem begann sich aufzulösen, Komponist’innen arbeiteten zunehmend freiberuflich und unabhängig. Infolgedessen wurde Filmmusik immer komplexer, thematischer und narrativer. Mit dem zunehmenden Erfolg von Filmgenres wie Western oder Horror entstanden innovative Soundtracks, die bis heute Kultstatus besitzen:

  • Bernard Herrmann – „Psycho“ (1960)
  • Maurice Jarre – „Lawrence of Arabia“ (1962)
  • Ennio Morricone – „Dollar-Trilogie“ (1964–1966)
Goldene Ära der Filmmusik-Geschichte

Goldene Ära der Filmmusik-Geschichte. Foto: Emma Timmers (Pexels)

Anstelle von Orchestermusik werden in den 1960er Jahren immer öfter Titellieder mit Texten komponiert, wie z. B. Henry Macinis „Moon River“ in „Breakfast at Tiffany’s“ (1961). Die Verwendung von Titelliedern ermöglichte die Bewerbung des Films in Radio und Fernsehen – die Verschmelzung von Filmmusik und Mainstream-Musikindustrie begann.

Die digitale Revolution

Der Einsatz von Synthesizern wird Ende der 1970er Jahre immer populärer und führte in die Welt der computergestützten Musik und Soundeffekte ein. Der parallele Aufstieg von Science-Fiction als Filmgenre eröffnete neue Möglichkeiten für musikalische Innovationen. Mit der Weltraumoper „Star Wars“ (1977–1983), die symphonische Orchestermusik mit futuristischen Soundeffekten verbindet, schrieb John Williams Filmmusik-Geschichte. Aufgrund der Quantensprünge in der digitalen Technologie, insbesondere beim Sampling, waren die 1980er Jahre von elektronischen Klängen geprägt:

  • Vangelis – „Blade Runner“ (1982)
  • Wendy Carlos – „Tron“ (1982)
  • Brad Fiedel – „Terminator“ (1984)
  • Elmer Bernstein – „Ghostbusters“ (1984)
  • Alan Silvestri – „Back to the Future“ (1985)
  • James Horner – „Aliens“ (1986)

 

Was wäre die Filmmusik-Geschichte ohne den Synthesizer?

Was wäre die Filmmusik-Geschichte ohne elektronische Instrumente, wie Theremin, Moog und DX7? Foto: Roman Stracke

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Filmmusik auf verschiedene musikalische Genres ausgeweitet. Elemente aus Jazz, Rock, Pop und Hip-Hop spielen zunehmend eine wichtige Rolle im Film und fügen den Erzählungen neue Dimensionen hinzu. Genres wie Big Beat und Acid Techno sind häufiger in Filmen als im Radio zu hören. In den 1990er und 2000er Jahren kam die Filmmusik dank digitaler Audio-Workstations und virtueller Instrumente teilweise ganz ohne Orchestermusik aus. Auch bekannte Filmsongs, die in Kultfilmen wie „Pulp Fiction“ (1994) oder „Titanic“ (1997) verwendet wurden, fesselten das Publikum und prägen bis heute die Filmmusik-Geschichte.

Kunst in der Filmmusik-Geschichte

In mehr als 100 Jahren hat sich Filmmusik zu einer ganz eigenen Kunstform entwickelt, die sich von fast allen Musikrichtungen inspirieren lässt. Komponist’innen werden heute wie Filmstars gefeiert. Der mehrfache Oscar-Preisträger Hans Zimmer ist durch seine Arbeit an einigen der größten Blockbuster unserer Generation wohl der bekannteste Name in der heutigen Filmmusikbranche.

Neben hochkarätigen Blockbustern stechen heute aber mehr denn je aufwändige Fernsehproduktionen hervor, die das Interesse an Handlung und Figuren über mehrere Jahre aufrechterhalten. Ramin Djawadis Arbeit im Fantasy-Epos „Game of Thrones“ (2011–2019) ist ein Paradebeispiel für den kunstvollen Einsatz von musikalischer Themen und Motive, um die Emotionen, Intrigen und epischen Momente der Handlung zu unterstreichen. Weitere herausragende Soundtracks für Fernsehserien sind:

  • Jeff Beal – „House of Cards“ (2013–2018)
  • Ramin Djawadi – „Westworld“ (2016–2022)
  • Kyle Dixon & Michael Stein – „Stranger Things“ (2016–heute)
  • Ludwig Göransson – „The Mandalorian“ (2019–heute)
  • Nicholas Britell – „Succession“ (2018–2023)

Die Filmmusik-Geschichte ist eine faszinierende Reise durch die kreative Evolution und die kulturelle Bedeutung der Musik in der Welt des Films. Von den bescheidenen Anfängen des Stummfilms bis zu den hochkomplexen Scores von heute ist die Filmmusik aus der Welt des Kinos nicht mehr wegzudenken. Durch die Meisterwerke von Ennio Morricone, John Williams, Hans Zimmer und Co. hat die Filmmusik die Fähigkeit bewiesen, zeitlose Emotionen zu vermitteln und den Zuschauer’innen unvergessliche Erlebnisse zu bescheren. Lesen Sie in unserem Blog außerdem, wie emotionale Musik Gänsehaut erzeugt.

Quellen zur Filmmusik-Geschichte

  • Dhludhlu, C. (2023). The evolution of film scores: A journey through time and music. https://www.colorblocmagazine.com/post/the-evolution-of-film-scores-a-journey-through-time-and-music
  • Paris, O. (2023). Know the score: A brief history of film music. https://www.filmindependent.org/blog/know-score-brief-history-film-music/
  • Wierzbicki, J. (2009). Film music: A history. Routledge.