Ein Mücken-Ton, der Mücken vertreibt, klingt wie ein einfaches und unschädliches Mittel zur Vorbeugung von Mückenstichen. Obwohl Schall zur Mückenabwehr an sich funktionieren könnte, sollten Sie sich den Mückenstecker-Ton sparen. Warum, erfahren Sie hier.
Das Gehör von Mücken
Mücken kommunizieren über die Töne, die ihr Flügelschlag produziert. Vor allem für ihr Paarungsverhalten ist der Mücken-Ton essenziell. Man spricht bei ihrem akustischen Balzverhalten gar von Liebesliedern. Die Mechanismen sind geradezu spektakulär:
- Es gibt über 3500 Moskito-Arten
- Einige kennen Sie als Stechmücken oder Gelsen
- Mücken hören mit ihren Antennen
- Ruhende Mücken hören Frequenz bis etwa 500 Hz
- Im Flug können Mücken jedoch auch Frequenzen von über einem Kilohertz wahrnehmen
- Denn wenn sie selbst fliegen, reagieren ihr Flügelschlag und der Außenschall gewissermaßen miteinander
- Aus der Überlagerung ihres eigenen Flugschalls und dem eintreffenden Schall aus der Umwelt entstehen bei dieser Reaktion neue, tiefe Frequenzen
- Diese neuen Frequenzen entstehen durch Nichtlinearitäten in den Antennen und ähneln den Schwebungen, die wir Menschen hören
- Vor allem männliche Mücken schlagen oft weit über 500 Mal pro Sekunde mit den Flügeln. Dadurch erzeugen Sie nur Frequenzen über 500 Hz.
- Ohne Nichtlinearitäten wären männliche Mücken also für andere Mücken unhörbar
- Dank der Nichtlinearitäten können Weibchen Männchen bemerken und orten
Details über das Gehör von Moskitos finden Sie in meinem Artikel zum Modell des Mückengehörs. Ich selbst habe am KNUST in Ghana akustische Untersuchungen an Mücken durchgeführt, wie in dem Foto oben zu sehen ist. Vor allem Männchen lassen sich durch den Klang eines Weibchens anlocken. Vertreiben ist hingegen schwierig.
Darum nutzen Mücken-Ton-Stecker nichts
Ein Mückenabwehr-Ton existiert nicht. Obwohl Sie viele Produkte kaufen können, die sich als Mückenschreck ausgeben, weisen wissenschaftliche Erkenntnisse in eine andere Richtung:
- Es ist bekannt, dass hohe Schalldruckpegel in Tieren, wie Menschen, Stress und den Drang zur Flucht auslösen können
- Jedoch verklingt diese Wirkung schnell, wenn das Tier feststellt, dass keine wirkliche Gefahr von dem Schall ausgeht
- Nachweislich lassen sich Mücken mittels gebündeltem Schall (Beamforming/Schallstrahl) bei extrem hohen Pegeln geradezu kochen
- Dazu müssen sie sich jedoch irgendwo auf diesem dünnen Schallstrahl befinden. Da könnten Sie Mücken ebenso gut mit einem Speer jagen (siehe Foto).
- Kommen Sie selbst diesem Schallstrahl in die Quere, ziehen auch Sie sich Verbrennungen zu
- Akustische Geräte zur vermeintlichen Mückenabwehr erzeugen lediglich einen lauten Sinus-Ton, keinen Schallstrahl
- Dieser ist weder für Fluchtinstinkt, noch für Verbrennungen laut genug
- Mit Glück liegt dieser im Ultraschallbereich und ist für Sie nicht hörbar
- Mit Pech stört Sie der Ton, da er oft zwischen 10 und 16 kHz liegt
- In jedem Fall ist ausgeschlossen, dass eine Mücke ihn hören kann
- Und selbst bei hörbarem Schall, wie Ihrer Stimme oder Musik, besteht kein Grund zur Annahme, dass er Mücken verscheucht
Um die Gefahr auf Mückenstiche zu reduzieren, setzen Sie für Innenräume auf Fliegengitter, und tragen Sie draußen am besten lange Kleidung, cremen sich mit Lotion auf Zitronengras- oder Eukalyptus-Basis ein, stellen einen Ventilator hinter sich auf und meiden Feuchtgebiete. Da Mücken generell sehr leise sind, kann man ihre Flug-Töne nur im schalltoten Raum ohne viel Rauschen aufnehmen.