Musik und Macht – In welchen Situationen wird Musik verwendet, um Macht auszuüben? Propaganda? Krieg? Oder doch Frieden? In diesem Artikel erfahren Sie, wie Musik in Machtpositionen ausgenutzt und somit ein Teil von Propaganda wird. Dieser Artikel bietet Ihnen mehrere Beispiele der Verwendung von Musik in Machtsituationen, mit einem Fokus auf Musik im Dritten Reich.

Musik und Macht – Definitionen

Musik ist ein Werkzeug, welches Macht und Stärke ausdrückt und somit einerseits Menschen verbinden und Grenzen überwinden kann, andererseits aber auch Grenzen schafft. Um Menschen zu bewegen und zu beeinflussen, wird Propaganda eingesetzt, welche in Verbindung mit Musik eine emotionalere Wirkung hat und somit gezielt Menschen manipulieren kann. Im folgenden Foto sehen Sie ein Beispiel, in der Musik in humanitären Krisen eingesetzt wurde, um Spenden durch Konzerte zu sammeln. 

Musik und Macht am Beispiel von einem Open-Air-Konzert Foto mit Raketen und roten Lichtern

Musik und ihre Macht um Menschen zusammenzuführen am Beispiel von einem Konzert. Quelle: Pixabay.

Die moderne Propaganda ist eine politische Methode, die gezielt bestimmte Gruppen provozieren und beeinflussen will. Oft nutzen Kriegsparteien Propaganda-Musik, um die Bevölkerung von der Notwendigkeit des Krieges zu überzeugen und Soldaten zu rekrutieren. Sie meidet einen Diskurs, was bedeutet, dass sie nicht die verschiedenen Seiten einer Thematik darlegt. Demnach nimmt Propaganda den Menschen das Denken ab und gibt ihnen das Gefühl, mit der übernommenen Meinung richtigzuliegen. In diesem Kontext ist die Persönlichkeit der Musiker’innen und Rezeptienten relevant, da die Persönlichkeit in der Musik widergespielgelt wird.

Ein Musikstück kann mehrere Bedeutungen haben:

  • Den historischen Kontext
  • Die Rezeption
  • Ästhetische Diskurse
  • Ideologische Diskurse

Politische Mächte reduzieren diese Mehrdeutigkeit auf eine einzige Bedeutung, die mit ihrer Ideologie übereinstimmt. Diese Reduzierung der Mehrdeutigkeit ist die primäre Methode, wie Musik als Propaganda verwendet wird.

Musik und Macht – Propaganda

Musik wurde schon immer bei Ereignissen, Entscheidungen und Prozessen verwendet, um bestimmte Aussagen zu verstärken. Durch neue Technologien aus dem 20. Jahrhundert, wie das Radio, wurde es möglich Musik über weitere Entfernungen zu übertragen. Dadurch wurde Musik massenwirksam eingesetzt und somit auch für propagandistische Zwecke verwendet.

Musik kann aber nicht nur als Propaganda eines totalitären Staates dienen, sondern auch in einer Demokratie als Propaganda verwendet werden. Unter anderem wurden in den 80er-Jahrem Kollektive aus berühmten Musiker’innen gebildet, um Spenden zu sammeln. Von den folgenden Beispielen können Sie einige auf Spotify finden:

Durch die Möglichkeiten der musikalischen Übertragung im Fernsehen schauten bei zwei Konzerten der „Band Aid” insgesamt 1,5 Milliarden Menschen zu und es wurden zwischen den Jahren 1985 und 1991 über 144 Millionen Dollar gesammelt.

Auch wenn es ein paar Beispiele für positive Verwendung von Musik als Propaganda gibt, überwiegt der Anteil an Propaganda Musik zu politischen Zwecken seitens totalitärer Staaten.

Musik und Macht im Dritten Reich

Die Nationalsozialisten verwendeten Musik als ein politisches Mittel, um die sogenannte „pure deutsche Rasse“ zu lehren und zu vereinheitlichen. Für die Nationalsozialisten war Musik keine universelle Sprache der Menschen, sondern ein Ausdruck von rassistischen und ethnischen Charaktereigenschaften. Daher ist die Musikgeschichte, im Sinne des Nationalsozialismus, ein Teil der „Rassengeschichte“. Musikkompositionen sind Ausdruck eines bestimmten Volkes. Die Nationalsozialisten verwendeten Musik als Propaganda in vielen verschiedenen Bereichen ihrer Politik. Es gab Musik, die für bestimmte Zwecke instrumentalisiert wurde, verboten wurde oder komponiert wurde. Nachfolgend finden Sie einen Überblick über folgende Bereiche, in der die Nationalsozialisten Musik als Machtinstrument verwendet haben:

  • Entartete Musik
  • Klassische Musik am Beispiel von Richard Wagner

Im Kontext des Nationalsozialismus wurde die Musik in vielen Bereichen als Propaganda verwendet, um deren Weltanschauung zu verbreiten. Das internationale Ansehen der nationalistischen Musik war ein großer Bestandteil der Propaganda und wurde durch die Berliner Philharmoniker unterstützt. Des Weiteren wurden Soldatenlieder komponiert, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und dadurch eine Kontrolle über die Bevölkerung zu erlangen.

Entartete Musik

Die „Entartete“ Musik ist der Begriff, den die Nationalsozialisten einer großen Brandweite an Komponisten und Genres gaben, als Teil der Propaganda. „Entartet“ bedeutet so viel wie ein psychologisches abnormales Verhalten, und bezieht sich in Bezug auf Musik auf abnormale Kunst, die eine Bedrohung für die Deutsche Gesellschaft sein könnte. Zu der entarteten Musik gehörte spezifisch jüdisch komponierte Musik. Wie Sie im folgenden Foto sehen, wurde der Jazz und auch Atonale Musik, wie die Zwölftonmusik, von den Nationalsozialisten als jüdische Musik angesehen und somit verboten.

Musik und Macht im Dritten Reich als Beispiel durch das Verbot von Jazz.

Musik und Macht im Dritten Reich als Propaganda durch das Verbot von Jazz. Quelle: Pixabay

Die „Entartete Musik“ Ausstellung in Düsseldorf im Jahr 1938 unterstütze die konservative Kultur Deutschlands und manipulierte somit die Bedeutung des Konzepts „Entartet“. Laut diesem Konzept formen rassistischen Gesetze die Musik. Die Ausstellung der „Entarteten Musik“ war ein Teil der nationalsozialistischen Politik und Propaganda, um die Deutsche Gesellschaft ethnisch und politisch zu „reinigen“. Dadurch wurde die „pure Deutsche Musik“ wiederbelebt, mit Beispielen von Wagner, Bruckner und Strauß.

Richard Wagner als zentraler Komponist für die Nazi-Weltanschauung

Die Nationalsozialisten deuteten berühmten Werke von beispielsweise Wagner und Beethoven um, damit sie mit diesen Werken ihre Ideologien verbreiteten konnten. Diese Werke wurden für die Zwecke der Nationalsozialisten popularisiert und somit bei Feierlichkeiten, politische Ansprachen und weiteren Ereignissen eingesetzt. Im Völkischer Beobachter, eine Parteizeitung oder Kampfblatt der NSDAP, wurden die Top 11 Komponisten aufgelistet, über die die meisten Beiträge verfasst wurden. Dazu gehörten unter anderem:

  1. Wagner (243 Artikel)
  2. Beethoven (116 Artikel)
  3. Mozart (107 Artikel)
  4. Bruckner (47 Artikel)
  5. Bach (43 Artikel)

Wagner hat die größte Aufmerksamkeit vom Völkischer Beobachter erhalten, da seine Ideologie mit der nationalsozialistischen Weltanschauung übereinstimmte. Richard Wagner war der zentrale Komponist, um die Ideologie der Nationalsozialisten zu propagieren und hatte einen großen Einfluss auf den Nationalsozialismus. Seine Musik spiegelte erstens seine antisemitischen Ideologien wider und zweitens war Adolf Hitler selbst auch ein Bewunderer seiner Musik.

Richard Wagner hatte zu seiner Zeit öfters antisemitische Aussagen geäußert und öffentlich große Vorbehalte gegenüber jüdischen Komponisten, wie Felix Mendelssohn Bartholdy, geäußert. Er veröffentlichte antisemitische Aufsätze, unter anderem den Aufsatz „Das Judenthum in der Musik“ welcher er zuerst unter einem Pseudonym und später unter seinem eigenen Namen veröffentlichte. Richard Wagner wurde durch seine Ideologie zu einem der Lieblingskomponisten vieler Nationalsozialisten.

Fazit

Musik ist ein einflussreiches Instrument, das in verschiedenen Situationen eingesetzt werden kann. Totalitäre Regime nutzen Musik als ein Propagandamittel, während demokratische Bewegungen Musik für humanitäre Zwecke einsetzen. Insbesondere im Kontext des Dritten Reiches diente die Musik als ein wirkungsvolles Werkzeug zu der Verbreitung rassistischer Ideologien, bei der Komponisten wie Richard Wagner eine zentrale Rolle spielten. Musik kann zum einen Menschen zusammenbringen, aber zum anderen auch trennen und Grenzen bilden.

Wenn Sie das Thema von Musik im Zusammenhang mit Politik interessiert und Sie mehr darüber erfahren möchten, schauen Sie bei unserem Artikel über politische Musik vorbei.

Quellen:

  • Dennis, D. B. (2002). “ Honor your German masters“: The use and abuse of“ classical“ composers in Nazi propaganda. Journal of Political & Military Sociology, 273-295.
  • Dolaplis, D. (2019). Musik als Propagandainstrument im Nationalsozialismus: politische und soziale Funktionen von Soldatenliedern im NS-Regime, 11-25. Tectum Wissenschaftsverlag.
  • Ellis, D. W. (1975). The Propaganda Ministry and Centralized Regulation of Music in the Third Reich: The ‚Biological Aesthetic‘ as policy. Journal of European Studies5(3), 223-238.
  • Ludwig, M. (2000). Silenced Voices: Music in the Third Reich. Religion and the Arts4(1), 96-112.
  • Velasco-Pufleau, L. (2017). Betrachtungen zu Musik und Propaganda. After the fact. Propaganda in the 21st Century, 409-449.