Remix-Versionen sind seit Jahrzehnten populär. Vor allem ältere bekannte Songs oder neue Singles vieler Künstler’innen werden in verschiedenen Remix-Versionen veröffentlicht. Aber was ist ein Remix überhaupt und wie können Sie selbst einen erstellen? In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Definition, die rechtlichen Einschränkungen, das Erstellen eines eigenen Remixes und die Zukunft des Remix mithilfe von Künstlicher Intelligenz.
Was ist ein Remix? — Definition
Ein Remix ist die kreative Bearbeitung eines musikalischen Werkes, bei der nicht (nur) die Noten des Originals, sondern (auch) vorhandene Aufnahmen verwendet werden. Gute Remixer’innen achten darauf, den Bezug zum Original nicht zu verlieren. Sie verwenden einzelne Samples mit hohem Wiedererkennungswert, oder verfremden gleich mehrere Ausschnitte. Ein Sample ist ein kurzer Teil aus dem Original-Song. Das Sampling, also die Verwendung eines aufgenommenen Abschnittes eines Werkes, ist ein Hauptelement des Remix. In dem folgenden Foto sehen Sie ein Mischpult, mit dem Sie eine Originalaufnahme bearbeiten oder einen Remix live herstellen können. Das Setup ist das digitale Pendant zu den frühen Sound-Systems auf Jamaika und dem Live-Equipment der frühen House- unds Techno-DJs.
Ein Remix ähnelt einem Mashup, zwar oberflächlich gesehen, ist dennoch eine eigene Methode der musikalischen Bearbeitung. Ein Mashup kombiniert nämlich mehrere Songs. Als Beispiel werden bei einem Mashup die Gesangsspur des einen Songs mit der Instrumentalspur eines anderen Songs zusammengeführt und bearbeitet.
Remix-Geschichte
Etwas isoliert von der restlichen Welt entstanden in den 1960ern auf Jamaika Dub-Versionen von Reggae-Songs, in denen sich Tontechniker’innen an Audio-Effekten ausgetobt haben. Diese Edits wurden oft live erzeugt und zum Teil als B-Seite auf Schallplatte gepresst. Ab den 1970ern wurden Disco-Mixes von bekannten Liedern erzeugt, um sie tanzfähig machen. Durch ihre Popularität begannen Firmen, die Remix-Versionen auch kommerziell zu vertreiben. In den 1990er Jahren waren Remixes auf der B-Seite der 12“-Singles, oder als weitere Tracks auf der Single-CD nicht mehr aus der Musikkultur und -industrie wegzudenken. Durch die Einführung der Creative Commons Lizenzen, also Lizenzen, die das Nutzungsrecht von Liedern freigeben, wurde es einfacher einen Remix zu erstellen und zu veröffentlichen. Da diese Lieder öffentlich zugänglich waren, benötigte die Produzent’innen keine Erlaubnisse der Rechteinhaber, um einen Remix zu veröffentlichen.
Mittlerweile ist der Remix ein fester Bestandteil der Musikindustrie und wird auch als eigene Kunstform anerkannt. Viele Künstler’innen veröffentlichen neben der Originalaufnahme inzwischen auch Remixe. Durch die Digitalisierung ist es mittlerweile einfacher Remixe selbst zu erstellen. Mithilfe von einer DAW (Digital Audio Workstation) können Tonspuren einfacher geschnitten, neu angeordnet und kombiniert werden.
Rechtliche Einschränkungen
Sofern Sie einen Remix erstellen, der auf urheberrechtlich geschützten Werken basiert, können Sie diesen nicht einfach veröffentlichen. Dazu brauchen Sie die Erlaubnis des Rechteinhabers des Originals. Auch wenn Sie kein Geld verdienen, da Sie diesen kostenlos ins Netz stellen, benötigen Sie die Zustimmung. Falls Sie einen Remix ohne diese Erlaubnis veröffentlichen, drohen Ihnen rechtliche Folgen. Dies könnten unter anderem Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche sein oder schlimmstenfalls zu einer Strafanzeige führen. Das Urheberrecht gilt in Deutschland.
In den USA, wo Werke unter dem Copyright geschützt sind, gibt es ähnliche rechtliche Vorschriften. Dort müssen Sie auch zuerst den Rechteinhaber/ „Copyright holder“ nach Erlaubnis zu dem Veröffentlichen anfragen. Dennoch gibt es immer die Möglichkeit, dass Sie als DJ für einen Remix von einem Label, Künstler, oder des Rechteinhabers angefragt werden.
Was ist Remixing? – Vorgehensweise
Sie möchten wissen, wie Sie einen Remix selbst erstellen können? Nach Beachtung der rechtlichen Voraussetzungen finden Sie hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Installieren Sie einer Software/DAW
- Finden Sie Rohmaterial: Suchen Sie sich einen Song, den Sie gerne bearbeiten möchten. Oft wird mit Stems gearbeitet. Manchmal erhalten Sie zusätzlich eine MIDI-Datei.
- Tonart und Tempo: Identifizieren Sie Tonart und Tempo des Songs, stellen Sie ihre DAW auf die richtige Anzahl an BPM und richten Sie die Spuren genau auf die Zählzeiten aus. Im Gegensatz zum Screenshot unten sind es meist nur wenige Spuren, die genau so lang sind, wie der gesamte Song.
- Beibehalten und Aussortieren: Entscheiden Sie, welche Elemente Sie behalten oder weglassen. Diese Entscheidung ist ein zentraler Schritt für die Bearbeitung. Denn die beibehaltenden Elemente als ein Wiedererkennungswert dienen.
- Seien Sie kreativ: Nun können Sie Ihre eigenen Elemente hinzufügen und das bestehende Material nach Belieben zerschneiden, umarrangieren und verfremden. Der Screenshot zeigt das Ergebnis.
Künstlichen Intelligenz — Zukunft des Remix
Künstliche Intelligenz (KI) ist bereits ein wichtiger Bestandteil in der digitalen Musikproduktion. Mithilfe einer KI können Musikwerke per Knopfdruck programmiert und verbessert werden. Mittlerweile gibt es verschiedene KIs, die es ermöglichen, Musik auf verschiedene Weisen zu produzieren. Diese helfen zum Beispiel im Bereich der Musikproduktion und Komposition. Sie können auch DJs bei der Anpassung von Sound, Takt, etc. unterstützen. Sie erleichtern insbesondere Anfänger’innen den Einstieg. Generative Modelle können Musik von Grund auf neu produzieren, oder bestehendes Material remixen. Sogar erste kommerzielle Tools existieren. Ihre Schwächen sind bislang, dass sie das Wesen der Musik nicht so verstehen, wie ein kreativer Mensch. Vielleicht ist die Kreativbranche die letzte, die Konkurrenz durch KI zu befürchten hat.
Um Ihren selbstgemachten Remixes einen professionellen Sound zu verpassen, nutzen Sie unsere Tipps zum Mastering.
Quellen:
- Florian Pötzlberger: Kreatives Remixing, Nomos: Baden-Baden 2018
- Marc Pendzich: Von der Coverversion zum Hit-Recycling, LIT: Münster u.a. 2004
- Haici Yang, Shivani Firodiya, Nicholas J. Bryan & Minje Kim, „Don’t Separate, Learn To Remix: End-To-End Neural Remixing With Joint Optimization“, IEEE International Conference on Acoustics, Speech and Signal Processing (ICASSP), Singapur 2022, S. 116—120, doi: 10.1109/ICASSP43922.2022.9746077