Damit Ihr selbstproduzierter Song professionell klingt, ist Audio Mastering essenziell. In diesem Artikel erfahren Sie, was genau Audio Mastering bedeutet, warum Mastering für den Sound wichtig ist und was die Rolle eines Mastering-Studios und dem Stem-Mastering ist. Zudem gehen wir auf die einzelnen Mastering-Schritte und Tools ein, und lösen einige Mythen rund ums Mastering auf.

Das ist Audio Mastering

Das Audio Mastering ist der letzte Schritt und folgt nach den Aufnahmen, der Produktion und dem Mixing. Es holt das Maximum aus dem Song heraus und hebt den Mix auf ein professionelles Niveau. Im Mastering wird die Dynamik optimiert, in dem die Lautstärken zueinander angeglichen bzw. komprimiert werden. Außerdem wird die Balance der Frequenzen verbessert und wenn nötig die Räumlichkeit bzw. die Stereo Breite bearbeitet. Dieser Prozess sorgt dafür, dass der Track auf verschiedenen Abspielgeräten gut klingt, sei es über Kopfhörer, im Auto oder auf großen Lautsprechersystemen.

Warum ist Mastering wichtig?

Mastering ist ein zentraler Schritt in der professionellen Musikproduktion, der den fertigen Song marktreif macht. Dabei werden die letzten Details verfeinert, um die wahrgenommene Lautstärke zu erhöhen und die klangliche Tiefe sowie Breite zu optimieren. Besonders wichtig beim Mastering ist die Konsistenz, vor allem bei Alben oder EPs, um sicherzustellen, dass alle Tracks in Bezug auf Lautstärke, Klangfarbe, Stereo-Bild und Dynamik einheitlich sind. Dies sorgt für ein nahtloses Hörerlebnis über das gesamte Album oder die EP hinweg und erhält die künstlerische Vision des Projekts. Wie in der Grafik zu sehen, reizt das Mastering Pegel voll aus, ohne verzerrt zu klingen:

Die Waveform vor und nach dem Mastering. Nach dem Mastering verringert sich der Dynamikbereich und die Waveform sieht optisch mehr ausgefüllter aus.

Wellenform vor (oben) und nach dem Mastering (unten). Screenshot: Sebastian Behrendt

Mixing vs. Mastering:

Das Mixing des Songs bezieht sich auf das Balancieren und Bearbeiten von Einzelspuren. Hier wird sichergestellt, dass jedes Instrument und Sound je nach Bedarf im Zusammenspiel durchsetzt, oder unterstützend wirkt. Dazu werden die Lautstärke, der Dynamikumfang, die spektrale Balance und die räumliche Position aufeinander abgestimmt, und einzelne Instrumente oder Instrumentengruppen mit Audioeffekten versehen. Beim Mastering hingegen geht es um die Bearbeitung des gesamten Mixes in einem, als letztem Schliff vor der Veröffentlichung. Wenn Sie selber mastern, können Sie Effekte auf den Master Out Channel anwenden. Eine weitere Methode besteht darin, die gemischte Stereo-Datei (den Mixdown), zu exportieren und in einem neuen Projekt zu Mastern. Externe Mastering Engineers arbeiten oft auf diese Weise. Aber Vorsicht, nicht jedes klangliche Problem kann durch Mastering behoben werden. Ein guter Mix und Produktion des Songs sind die Grundvoraussetzung, um im Schritt des Masterings die gewünschten Ergebnisse erzielen zu können.

Mastering Studios und Stem Mastering

In der Welt der Audioproduktion spielt das Mastering Studio eine entscheidende Rolle. Ein Mastering Studio ist nicht nur ein Raum voller hochwertiger Ausrüstung; es ist auch ein kreativer Spielraum, in dem erfahrene Mastering-Ingenieure mit feinem Gehör und technischem Know-how arbeiten. Mastering beinhaltet verschiedene Prozesse, um die Klangqualität eines Musikstücks zu verbessern. Dazu gehören:

  1. Anpassung der Lautstärke (nur beim Stem Mastering möglich)
  2. Ausbalancieren der Frequenzen
  3. Bearbeitung der Dynamik
  4. Anpassung des Stereobildes.

Ein Mastering Studio verfügt über spezialisierte Geräte und Software, um diese Anpassungen mit höchster Präzision vorzunehmen. Ein relativ neuerer Ansatz im Bereich des Masterings ist das „Stem Mastering“. Im Gegensatz zum herkömmlichen Mastering, bei dem mit einem einzigen Stereomix gearbeitet wird, bietet Stem Mastering die Möglichkeit, mit mehreren Submixen oder „Stems“ zu arbeiten. Ein Stem könnte beispielsweise nur die Drums, nur die Gitarren oder nur die Vocals eines Tracks enthalten. Diese Methode erlaubt es dem Mastering-Ingenieur, detailliertere Anpassungen an spezifischen Elementen des Tracks vorzunehmen, ohne die anderen Teile zu beeinflussen.

Hauptkomponenten im Audio-Mastering

Jeder einzelne Schritt des Audio-Masterings spielt eine wesentliche Rolle, um die Qualität und Konsistenz des finalen Audiomaterials zu gewährleisten.

  1. EQ (Equalization):
    • Anheben oder Absenken spezifischer Frequenzen
    • Herausbringen von Klarheit und Definition
  2. Kompression
    • Glätten von Lautstärkeschwankungen
    • Erhöhung der Gesamtlautstärke
  3. Stereo-Image-Verbesserung:
    • Justieren der Stereobreite
    • Verbesserung der räumlichen Verteilung
  4. Dynamik-Anpassung:
    • RMS- und Peak-Lautstärke bearbeiten
    • Standards für Streaming-Dienste
  5. Dithering (Beim Exportieren in verlustbehaftete Audioformate): 
    • Anwendung bei Reduzierung der Bit-Tiefe
    • Rauschzufügung zur Reduzierung von Quantisierungsfehlern

Diese fünf Schritte machen Sie nicht rein nach Gehör. Audio Analyzing Tools unterstützen Sie dabei:

      1. Lautheitsmesser — LUFS-Meter (Loudness Units Full Scale):
        • Zweck: Messung der Lautstärke eines Tracks.
        • Einsatzgebiet: Hilft bei der Einhaltung von Branchenstandards wie der EBU R128 oder ITU-R BS.1770 für den Rundfunk und Abgleichung der Lautstärkenormen für die Streaming-Dienste.

          Essenziell fürs Mastering: Ein Loudness Meter Tool zeigt empfundene Lautstärke in LUFS.

          Loudness Meter, um die LUFS zu messen. Screenshot: Sebastian Behrendt

      2. Spektrumanalysator (Spectrum Analyzer):
        • Zweck: Visualisierung des Frequenzspektrums eines Audiosignals.
        • Einsatzgebiet: Identifizierung von Frequenzspitzen, Imbalancen und Raumresonanzen.

          Ein Frequenzanalyse-Tool zeigt die tonale Energie-Verteilung.

          Frequenzanalyse, um die Tonalität zu visualisieren. Screenshot: Sebastian Behrendt

      3. Phase Scope/Goniometer:
        • Zweck: Überwachung der Phasenbeziehungen zwischen den Stereokanälen.
        • Einsatzgebiet: Sicherstellung, dass die Mischung in Stereo schön räumlich und in Mono spektral ausgewogen klingt.

          Stereo-Mastering: Ein Stereo Analyser zeigt Lautstärke, Stereo-Breite und Phasenlage dar.

          Stereo Analyse, um die Stereo Breite des Songs grafisch darstellen zu lassen. Screenshot: Sebastian Behrendt

      4. Stereo-Bild Analyse über das Frequenzspektrum (Stereo Imaging Analyzer):
        • Zweck: Visualisierung der Stereobreite über das gesamte Frequenzspektrum hinweg.
        • Einsatzgebiet: Optimierung der Stereoverteilung und Vermeidung von Phasenproblemen.

          Multiband-Mastering: Dieses Tool zeigt die Kanal-Korrelation, und somit die Stereo-Breite, je Frequenzband.

          Analyse der Stereo Information über das gesamte Frequenzspektrum hinweg. Screenshot: Sebastian Behrend

Unsere Forschung hat gezeigt, dass eine künstliche Intelligenz anhand dieser vier Audio-Analyzer vorhersagen kann, welcher DJ welchen Song spielt (Ziemer et al. 2020). Unterschätzen Sie niemals die Relevanz vom Sound, neben konventionellen Elementen, wie Melodie, Harmonie, Instrumentierung und Arrangement.

Mythen rund ums Mastering

Es ranken sich viele Mythen um das Thema Mastering. Vor allem „Analog vs. Digital“. Vor der Zeit der Digitalisierung wurden Songs immer analog gemischt und gemastert. Heutzutage ist es jedoch möglich dies „In the box“, also mit einem einzigen Computer zu bewerkstelligen. Die Unterschiede zwischen analogem Mastering und digitalem Mastering sind in der Regel nicht so drastisch wie von einigen Personen beschrieben und viele Chartsongs werden heutzutage rein digital gemastert. Auch diverse bekannte Mastering Engineers aus dem analogen Zeitalter wechseln laut Sweetwater mehr und mehr zur digitalen Lösung. Ein weiterer Mythos ist „Laut ist immer besser“. Natürlich wirken laute Dinge häufig kräftiger und durchsetzungsfähiger gegenüber leiseren Songs. So entstand Ende der 1980er der sogenannte „Lautheitskrieg“. Durch die Etablierung der Streamingdienste ebbt der Lautheitskrieg ab, da die Songs auf diesen Plattformen auf eine Einheitslautstärke normiert werden.

Audio Mastering in Kürze

Das Mastering gewährleistet einen professionellen Klang und erfüllt nach guter Anwendung den Marktstandard. Es hat eine ästhetische sowie technische Bedeutung. Mit ausreichend Kenntnis und Übung lässt sich ein gelungenes Audio Mastering selber umsetzten. Wer möchte, kann aber auch diesen finalen Schritt an ein Mastering Studio abgeben. Die Masteringkosten sowie die klanglichen Ergebnisse können zwischen den verschiedenen Anbietern stark variieren. Daher kann es sich lohnen, über die Zeit verschiedene Anbieter auszuprobieren.

Eine Voraussetzung für einen professionellen Sound durch Mastering ist ein guter Mix. In unserem Artikel lernen Sie, Ihre Lautsprecher zum Musikmischen richtig aufzustellen.

Quellen