Wellnessmusik hat seit der Coronapandemie zweifellos an Bedeutung gewonnen und zu einer Verschmelzung der Musik- und Wellnessbranche geführt. In der schnelllebigen und digitalen Welt von heute suchen Menschen mehr denn je nach Möglichkeiten, um sich zu entspannen und abzuschalten. Erfahren Sie mehr über die faszinierenden Entwicklungen im Musikstreaming nach COVID-19, über das erhöhte Aufkommen von Wellnessmusik und deren Nutzen für die psychische Gesundheit.

Was ist Wellnessmusik?

Wellnessmusik ist eine Form von Musik, die speziell komponiert oder ausgewählt wird, um ein Gefühl der Entspannung zu erzeugen und das Wohlbefinden zu fördern. Folgende Eigenschaften zeichnen Wellnessmusik aus:

  • Langsame Tempi
  • Sanfte Melodien
  • Wiederholende Muster
  • Beruhigende Harmonien
  • Natürliche Klanglandschaften

    Anstieg von Wellnessmusik seit der Coronapandemie

    Anstieg von Wellnessmusik seit der Coronapandemie Foto: Anna Shvets (Pexels)

Wellnessmusik wird häufig als Hintergrundmusik bei verschiedenen Wellness-Aktivitäten wie Meditation, Yoga, Spa-Behandlungen, Massagen, Entspannungsübungen oder einfach zum Entspannen zu Hause verwendet.

Mental-Health-Krise und Musik

Die Pandemie hat eine weltweite Gesundheitskrise ausgelöst und zu erheblichem Stress, Angstzuständen und psychischen Belastungen bei vielen Menschen geführt. Infolgedessen haben Menschen vermehrt nach Möglichkeiten gesucht, um Stress abzubauen, sich zu entspannen und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Gezieltes Musikstreaming mit dem Schwerpunkt der Entspannung hat sich als beliebte Methode etabliert, um die mentale Gesundheit zu fördern.

Zahlreiche Studienergebnisse und interne Daten von Streamingdiensten wie Spotify und Co. bestätigen, dass sich die Interaktion mit Medien und Musik seit COVID-19 drastisch verändert hat. Folgende Entwicklungen in den Hörgewohnheiten der Bevölkerung sind besonders bemerkenswert:

  • Zunehmendes musikalisches Engagement: Zeitliche Zunahme musikalischer Aktivitäten wie zuhören, singen, tanzen oder spielen eines Instruments.
  • Musikstreaming-Konsum vorübergehend gesunken: Nach Inkrafttreten der Quarantänepflicht ging das Musikstreaming-Volumen um durchschnittlich 12,5% zurück. Dies ist unter anderem auf die verringerten Pendlerbewegungen, zum Beispiel zur Arbeit oder zur Schule, zurückzuführen, da die Menschen während der Pandemie in ihrer Mobilität eingeschränkt waren (Sim et al., 2020).
  • Sozialere Nutzung von Streamingdiensten: Nach dem Lockdown wurde Musik auf Spotify vermehrt mit Familienmitgliedern oder Partner’innen zusammen gehört.
  • Präferenz für energiearme und nostalgische Musik: Hörer’innen auf Spotify fügten als Folge der sozialen Isolation durch COVID-19 vermehrt akustische, instrumentale und nostalgische Lieder in ihre Playlists hinzu.

Wie sich die Interaktion mit Musik (-streaming) konkret auf die psychische Gesundheit ausgewirkt hat, wurde ebenfalls mehrfach untersucht. In diesem Zusammenhang wird Musik von verschiedenen Forscher’innen als globale Bewältigungsstrategie und „Wohlfühlressource“ beschrieben. Das Hören von Musik hat während der Coronapandemie umfassend zum Erhalt der psychischen Gesundheit beigetragen:

  • Abschwächung negativer Emotionen
  • Steigerung von Energie und Konzentration
  • Förderung des Wohlbefindens und der Lebenszufriedenheit
  • Überwindung von Stress und affektiven Störungen
  • Befriedigung von sozialen Bedürfnissen nach Verbundenheit

Wellnessmusik im Trend

Das globale Bedürfnis nach körperlicher und vor allem mentaler Gesundheit ist nach COVID-19 drastisch gestiegen. Sowohl digitale Wellness-Anbieter als auch Streamingdienste haben infolgedessen eine hohe Nachfrage nach musikbasierten Inhalten und Ressourcen beobachtet, die das Wohlbefinden steigern sollen.

Hohe Nachfrage nach Wellnessmusik auf Spotify

Hohe Nachfrage nach Wellnessmusik auf Spotify Foto: Ivan Samkov (Pexels)

Anlässlich des Welttages der seelischen Gesundheit am 10. Oktober 2020 hat Spotify interne Streaming-Daten erhoben und einen jährlichen Anstieg von 50 % weltweiter Hörer’innenzahlen für Playlists zur seelischen Gesundheit feststellen können. Auch Inhalte, die mit den Begriffen „Achtsamkeit“, „Ruhe“ und „Selbstfürsorge“ in Verbindung stehen, wurden laut Lewis (2020) im Jahr 2020 um 57 % mehr gestreamt als im Jahr zuvor. Selbsthilfe-Podcasts auf Spotify wurden im Vergleich zum Vorjahr um 122 % häufiger gestreamt.

Eine parallele Entwicklung lässt sich nach der Autorin ebenfalls im Wellness-Sektor beobachten, da die zehn erfolgreichsten Meditations-Apps 2020 ein jährliches Wachstum von 40 % verzeichneten. Die Integration von Musik innerhalb von Apps wie Calm oder Headspace kristallisiert sich als neuer Trend heraus. Daraus folgen zahlreiche Exklusivverträge und Kooperationen mit Künstler’innen, um Programme für Meditation, Stressabbau und Schlaf mit Musik zu unterlegen. Beispielsweise ist der Sänger und Grammy-Gewinner John Legend als erster Chief Music Officer bei Headspace angestellt.

Neue Musik-Wellness-Apps

McGroarty (2020) spricht von einer ernsthaften Wellness-Transformation der Mainstream-Musikindustrie. Das moderne Gefallen an Wellnessmusik führt nicht zuletzt zur Entwicklung von neuen Musik-Apps, die durch biologische Körperprozesse und eigene Algorithmen personalisierte Klanglandschaften für ihre User’innen erstellen. Drei beispielhafte Apps dafür sind:

  • Breathscape: Legen Sie sich hin und platzieren Sie Ihr Handy auf der Brust. Beschleunigungssensoren erfassen Ihre Atembewegung. Eine musikalische, adaptive Sonifikation spielt Ihnen Musik vor, die Ihre Atmung Richtung Optimum regulieren soll.
  • Endel: Über die Handysensoren hinaus, nutzt diese App auch Sensoren Ihrer Smartwatch (Herzfrequenz, Schrittdaten etc.) um beruhigende SOundscapes zu generieren
  • Humm.ly versucht Sie durch Smartwatch-Sensoren und einen Musikkatalog bei Zeitmanagement, Schockbewältigung und Umgang mit Ablehnung zu unterstützen.

 

Wellnessmusik im Trend

Wellnessmusik im Trend Foto: Spencer Selover (Pexels)

Insgesamt hat die Coronapandemie das Bewusstsein für die Bedeutung von Wellnessmusik geschärft und zu einem signifikanten Anstieg des Angebots geführt. Die Verwendung von Wellnessmusik kann dazu beitragen, Stress abzubauen, Entspannung zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Im Gegensatz zu wachen Entspannungsphasen ist Musik zum Einschlafen mit Vorsicht zu genießen.

Quellen