Ein guter Soundtrack trägt maßgeblich zur gelungenen Atmosphäre eines Films bei. Besonders intensiv erleben Kino-Fans dieses Gefühl beim Hören von Grusel-Musik aus Horrorfilmen. Häufig braucht es nämlich nur wenige Klänge, die sich in Kombination mit den gezeigten Bildern ins zeitgeschichtliche Gedächtnis einbrennen. Die ikonischsten, aller Musikstücke aus Horrorfilmen, finden Sie hier, mit Spotify-Links.
Gruselige Filmmusik – Die Anfänge bis 1950
Während Klassiker aus der Anfangszeit des Kinos, wie Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922 noch gänzlich ohne aufgenommene Klänge auskommen müssen, entwickelten sich mit der Einführung des Tonfilms auch die Soundtracks. Das Grusel-Kino der 1930er und 40er Jahren florierte mit Darstellern wie Bela Lugosi als Dracula, jedoch bleibt aus der Zeit wenig bis keine Grusel-Musik erhalten, die ohne ihre filmische Begleitung als eigenständiges Werk bekannt geblieben ist.

Grusel-Musik wurde spätestens durch Alfred Hitchcocks Filme zum festen Bestandteil des Horror-Kinos. Bild: Pixabay
Grusel-Musik der 1960er Jahre
Der Stellenwert von Grusel-Musik in Filmen, sollte sich in den 1960er Jahren mit dem Regisseur Alfred Hitchcock und seinem Film „Psycho“ drastisch erhöhen. Der ikonische Violinen-Klang, den der Komponist Bernard Herrmann für die bekannte Duschszene schrieb, wird bis heute zitiert und parodiert. Nicht umsonst befindet sich der Soundtrack zu Psycho laut des American Film Instituts, auf Platz vier, der besten Filmmusiken Amerikas aus 100 Jahren.
Ebenfalls aus der Zeit stammt Krzysztof Komedas Filmmusik zu „Tanz der Vampire“, aus dessen Handlung heute verschiedene abgewandelte Musical-Formen gespielt werden. Der Komponist zeigte sich in den 1960er Jahren auch für die ikonische Filmmusik des Polanski-Films „Rosemaries Baby“ verantwortlich, dessen Titelsong unter den Bezeichnungen „Lullaby for Rosemaries Baby“ und „Sleep Safe and Warm“ bekannt ist. Die schaurigen Pianoklänge in Kombination mit einem weichen „la, la, la“, wurden über die folgenden Jahrzehnte mehrfach gecovert, oder durch Sampling in gänzlich anderen Genres, wie Hip-Hop genutzt. Filme der 1960er mit besonders unheimlicher Musik sind unter anderem:
- Psycho
- Rosemaries Baby
- Die Nacht der lebenden Toten
- Tanz der Vampire
- Die Vögel
Horrorfilm-Soundtracks der 1970er und 80er
Grusel-Musik findet sich während der Hochzeit des Horror-Kinos in den 1970er Jahren in vielfältiger Varianz. Aus dem Blockbuster Kino ist John Williams Melodie zu „Der weiße Hai“ weltbekannt: Die spannungsgeladenen Streicherklänge brachten dem Komponisten im Jahr 1976 einen Oscar für die beste Filmmusik ein.
Der Regisseur John Carpenter komponierte die Titelmelodie seines Films „Halloween – Die Nacht des Grauens“ im Jahr 1978 kurzerhand selbst und erschuf damit einen der bekanntesten Film-Soundtracks überhaupt. Im Gegensatz zu diesen spannungsgeladenen Klavierklängen, mutet Mike Oldfields „Turbular Bells“ vergleichsweise harmlos an. In Verbindung zu den furchterregenden Szenen einer teuflisch besessenen 12-jährigen im Film „Der Exorzist“ entwickelt sich der Schauer durch den Kontrast, was das Stück zu einer ungewöhnlichen, aber nicht minder gruseligen Musikauswahl macht.
Weniger klassisches Musikstück, aber dafür umso unheimlicher ist der Soundtrack zu „Blutgericht in Texas“. Tobe Hooper und Wayne Bell griffen für die akustische Untermalung des Films auf eine Kombination aus Industrieklängen, afrikanischen Musikinstrumenten und Alltagsgegenständen zurück.
Die Wende des Grusel-Kinos
Mit der Wende zu den 1980er Jahren, entwickelten sich viele erfolgreiche Horrorfilme zu Franchises mit eigenen Fortsetzungen und Weiterführungen bereits bekannter Musikstücke. Heraus sticht in dieser Zeit Stanley Kubricks „Shining“ mit synth-lastiger Untermalung durch eine Zusammenarbeit den Komponisten György Ligeti und Krzysztof Penderecki. György Ligeti war Kompositions-Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und ist Namensgeber für unser Partnerinstitut, das Ligeti-Center. Krzysztof Penderecki ist mit seinen musikalischen Werken ebenfalls im Film „Der Exorzist“ vertreten. Diese Soundtracks aus den 1970er und 80er Jahren sind besonders gruselig:
- Susperia
- Der weiße Hai
- Der Exorzist
- Das Omen
- Halloween
- A clockwork orange
- Blutgericht in Texas
- Shining
- Das Omen
Grusel-Musik in Horrorfilm-Soundtracks von 1990 bis heute
Eine Neuauflage der Dracula Geschichte erschien 1992 unter dem Titel „Bram Stoker’s Dracula“ und begeistert durch seinen schaurigen Soundtrack bis heute. Der Komponist Wojciech Kilar lieferte dem Regisseur Francis Ford Coppola dafür eine breite Palette an dramatischen Klängen. Weniger romantisch, dafür aber besonders roh und unangenehm ist die musikalische Untermalung der Saw-Reihe. Charlie Clouser brauchte für die Komposition des Film-Soundtracks für „Saw“ im Jahr 2003 nur sechs Wochen. Dennoch findet sein ikonisches Stück „Hello Zep“ seitdem in jeder Fortsetzung der Reihe seinen Einsatz und prägt die Welt der Grusel-Musik so bis heute.
Moderne Horror-Musik
Ari Aster steht mit Heraditary für ein Horror-Kino, das ohne große Schocker, dafür aber mit starker Atmosphäre und psychischem Stress daherkommt. Für den 2018 erschienenen Film übernahm der amerikanische Saxophonist Colin Stetson die Aufgabe, den Soundtrack zu komponieren. Das Ergebnis ist eine dichte Zusammenstellung von Musikstücken, deren Ursprung im Film häufig aus Umgebungsgeräuschen resultiert, um die Atmosphäre zusätzlich zu verstärken. Die bekanntesten Grusel-Musiken der Moderne finden sich in folgenden Filmen:
- Das Schweigen der Lämmer
- Heraditary
- Saw
- Bram Stoker’s Dracula
- The Witch
- Midsommar
Viele Horrorfilme haben ihren ikonischen Status erst durch die Untermalung mit passender Musik erreichen können. Was durch Alfred Hitchcocks Pyscho seinen Anfang fand, spielt weiterhin eine entscheidende Rolle im Horror-Kino. Die Entwicklung von 1960 bis in die heutige Zeit stellt anschaulich dar, wie Grusel-Musik an Relevanz gewann, welche Filme dabei besonders prägend waren und wie Lieder durch die richtige Kontextualisierung zum schauerlichen Erlebnis beitragen können. Die Bewertung und Sortierung dieser besonderen Musikart finden Sie in verschiedenen Artikeln, die in den Quellen zu Grusel-Musik aufgeführt sind. Um nach einem gruseligen Film zu entspannen, könnten zudem Serenaden das richtige für Sie sein. Wenn es jedoch energiegeladen weitergehen soll, lohnt sich die Auseinandersetzung mit Viking-Metal.
Quellen zu Grusel-Musik aus Filmen
- B. Alber, 2021: „Die 10 besten Horror-Soundtracks: Playlist für Halloween“
- F. Boell, 2022: „Studie: Die 20 erfolgreichsten Horror-Soundtracks im Ranking“
- C. Gibson, 2022: „Die beste Horrorfilm-Musik: 10 Soundtracks mit Gänsehautgarantie“