Kawaii Metal ist in Japan und Europa beliebt. Unter dem japanischen Sammelbegriff Visual Kei, der optisch auffallende Musiker’innen vereint, ist neben J-Pop oder J-Rock in den 2010er Jahren der Kawaii Metal entstanden. Dieses Subgenre setzt sich aus J-Pop und Metal zusammen. Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über das Phänomen des Kawaii Metal seine Entstehung und die genredefinierenden Besonderheiten.

Das Phänomen Kawaii Metal

Der Begriff kawaii kommt aus dem japanischen und bedeutet wörtlich übersetzt süß. Alternativ wird das Subgenre auch Idol Metal, Cute Metal und Kawaiicore genannt. Tatsächlich ist das Wort Kawaii nur weiblich besetzt. Bei männlicher Besetzung wird von kakko ii (cool) gesprochen. Der Begriff cutesy music fasst die beiden Ausprägungen in einer Bezeichnung zusammen. Musikalisch setzt sich der Kawaii Metal aus Elementen des Extreme Metal zusammen. Darunter zählen:

Kawaii Metal setzt auf süße Elemente der Cosplay-Verkleidungen.

Fans in Cosplay-Kostümen, die im Kawaii Metal typisch sind, Quelle: Gerhard Bögner auf Pixabay

Die Elemente dieser Subgenres werden mit J-Pop Melodien verbunden. Es treffen dementsprechend Extreme aufeinander. Auf der einen Seite die sehr harte Metal Musik und auf der anderen Seite der weiche J-Pop Klang. Aggressive Gitarrenriffs werden hier mit weichen, fast schon kindlichen Singstimmen kombiniert. Die Songtexte werden meist auf Japanisch und manchmal auf Englisch gesungen und behandeln inhaltlich typische Themen der Pop-Musik, wie beispielsweise:

  • Liebe
  • Herzschmerz
  • lebensbejahende und positive Erzählungen
  • Leidenschaft
  • Sehnsucht

Daraus entsteht der individuelle Klang, der durch seine markante Charakteristik das Subgenre Kawaii Metal hervorgerufen hat. In der Optik spielt zudem die japanische Popkultur eine tragende Rolle, welche durch die zunehmende Popularität von Anime in der westlichen Welt ebenfalls für Popularität sorgt. Im nachfolgenden Bild sehen Sie ein Beispiel für typische Cosplay-Verkleidungen aus der Anime-Welt. Wenn Sie mehr über weitere Subgenres erfahren möchten, stöbern Sie durch die Metal Archives.

Herausbildung des Subgenres Kawaii Metal

Die grundlegenden Züge des Kawaii Metal entwickelten sich schon Anfang der 2000er-Jahre. Zu nennen ist an dieser Stelle die Band Dazzle Vision. Lange vor Babymetal kombinierten sie Pop-, Screamo- und Metal-Elemente mit elektronischer Musik. Dazzle Vision waren von ihrer Gründung im Jahr 2003 bis zu ihrer Auflösung zwölf Jahre später aktiv und durchlebten zahlreiche Besetzungswechsel. Immer Teil des Line-ups war das Geschwisterpaar Maiko (Gesang) und Takuro (Bass).

Die Schöpferinnen des Subgenres

Die Schöpferinnen des Subgenres sind die Mitglieder der Band Babymetal [Spotify-Link]. Vor ihrem Durchbruch als Kawaii Metal Band waren die Musikerinnen Teil der japanischen Pop-Idol-Gruppe Sakura Gakuin, die aus zwölf Mitgliedern und mehreren Subgruppen besteht. Inhaltlich thematisierten sie den japanischen Schulalltag. Aus einer dieser Subgruppen mit dem Namen Heavy Music Club entstand im Jahr 2010 Babymetal. Die Gruppe zeichnet sich bei ihren Auftritten auf der Bühne besonders durch aufwendige Choreografien aus. Neben den drei tanzenden Sängerinnen sind die Namen und Identitäten der restlichen Mitwirkenden nicht bekannt. Diese stehen mit Masken auf der Bühne.

Eine weitere Gruppe des Kawaii Metal ist Ironbunny. Sie unterscheiden sich von Babymetal grundlegend dadurch, dass sie musikalisch keine besonderen Gegensätze hervorheben, sondern insgesamt durchgehend auf aggressive und schnelle Gitarrenriffs Wert legen.

Viele Bands, die mit dem Kawaii Metal verknüpft sind, können Sie sich auf Spotify anhören:

Die Ästhetik im Mittelpunkt

Am Beispiel der Gruppe Ladybaby [Spotify-Link] wird die bedeutende Rolle der Ästhetik im Kawaii Metal deutlich. Knallige Farben treffen auf auffällige Kostüme, alles findet im Rahmen einer meist aufregenden Inszenierung zusammen. Die beiden Frontfrauen wurden bis 2016 von dem Charakter Ladybeard unterstützt.

Ladybeard aka Richard Magarey tritt grundsätzlich als gezopftes, geschminktes und bärtiges Schulmädchen auf. Richard Magarey​​ entdeckte das Crossdressing, das festgefahrene Geschlechter-Stereotype aufrütteln soll, schon mit 14 Jahren für sich. Die Kunstfigur Ladybeard entstand im Zuge seiner Karriere als Wrestler und fand seinen Platz in der Welt des Kawaii Metal. Unvereinbares ist plötzlich untrennbar miteinander verbunden und erweckt den Anschein, vorurteilslos zu sein.

Ein Subgenre der Extreme

Musikgenres gibt es wie Sand am Meer und es kommen immer mehr dazu. Musikrichtungen wie Techno, Elektro, Pop, Rock und Metal bringen immer wieder neue Subgenres hervor. Kawaii Metal ist eine Vermischung der extremen Härte der Metal Musik und der süßlichen Einschlägigkeit der japanischen Pop-Musik. Mehr über Metal erfahren Sie in unserem Artikel über Heavy Metal.

Quellen:

  • Yasser Mattar, „Miso Soup for the Ears: Contemporary Japanese Popular Music and its Relation to the Genres Familiar to the Anglophonic Audience“, Popular Music and Society 31(1) (2008)
  • Huber, J. & Huber, J, „Lauschaffäre: Was ist eigentlich Kawaii. . .“ Metalhammer.de (Juni 2020)
  • SpotOnNews, „Kawaii Metal und Schranz: Kennen Sie diese kuriosen Musikgenres?“ stern.de (Oktober 2021)