Von der Bürgerrechtsbewegung bis zu dem Krieg in der Ukraine – Musik als Protest hat die Fähigkeit, Menschen zu mobilisieren und Solidarität innerhalb einer Gruppe zu erzeugen. Auch Musiker’innen können durch Protestlieder öffentlich Kritik an den politischen und sozialen Ungerechtigkeiten äußern. Dieser Artikel bietet Ihnen einen Überblick über Musik als Protestform und wie diese bei der Bürgerrechtsbewegung und der Antikriegsbewegung in den USA verwendet wurden. Außerdem erfahren Sie hier mehr zu der Wirkung von Protestliedern und Beispiele zu weiteren wichtigen Protestliedern.

Musik als Protest – Definitionen

Musik hatte schon immer die Fähigkeit, politische Ansichten und Ideen ausdrücken und Menschen zu mobilisieren. So wird sie oft verwendet, um gegen soziale Ungerechtigkeiten zu protestieren und nach Veränderungen zu suchen. In dem folgenden Foto sehen Sie junge Menschen, die demonstrieren und gemeinsam einen Protestsong singen.

Musik als Protest am Beispiel von jungen Menschen, die im Sitzen demonstrieren und Plakate in die Luft halten.

Musik als Protest am Beispiel von Menschen, die im Sitzen demonstrieren. Quelle: Pexels.

Protestlieder thematisieren vorherrschende soziale und politische Ungerechtigkeiten, weshalb sie sich inhaltlich auf einen bestimmten Akt der Ungerechtigkeit konzentrieren. Protestlieder werden mit einer bestimmten Bewegung oder sozialem Wandel in Verbindung gesetzt und sind musikalisch nicht eingeschränkt. Dies bedeutet, dass ein Protestlied zu verschiedenen Genres gehören kann, sei es Folk, Klassik oder Pop. Eins der bekanntesten Protestlieder ist „Ode an die Freude“ (1824) von Beethoven, welches auf eine Vertonung des Gedichtes „Ode an die Freiheit“ von Friedrich Schiller basiert. Dieses Lied war seit seiner Entstehung zu verschiedenen Zeitpunkten relevant. Der wahrscheinlich bekannteste Auftritt war im Jahr 1989 an Weihnachten nach dem Fall der Berliner Mauer. Seit 1985 ist „Ode an die Freude“ ebenfalls die Hymne der EU.

Musik als Protest – Die 1960er in den USA

In den USA gab es in den 60er Jahren viele Demonstrationen gegen die Regierung, deren Gesetzte und die vorherrschenden Ungerechtigkeiten in dem Land. In den 1960ern gab es in den USA viele politisch Ereignisse, weshalb viele junge Menschen auf die Straße gegangen sind, um zu demonstrieren. Hier folgen ein paar prägende Ereignisse in den 1960ern:

  • Der Kalte Krieg
  • Der „Wettlauf ins All“ gegen die Sowjetunion
  • Wettrüsten mit Atomwaffen
  • Die Bürgerrechtsbewegung
  • Die Kubakrise
  • Ermordung von John F. Kennedy
  • Vietnamkrieg
  • Ermordung von Martin Luther King Jr.

Bürgerrechtsbewegung  

Die Bürgerrechtsbewegung ist eine der wichtigsten politischen Bewegungen in der US-Geschichte, da Schwarze Menschen für Freiheit, Gleichberechtigung und ihre Grundrechte kämpften. Die Bürgerrechtsbewegung erlangte in den 1960ern ihren Höhepunkt. Und hier spielte Musik eine wichtige Rolle.

Das Folk Genre war nach dem Folk Revival in den 1940ern sehr beliebt für Protestlieder. Sänger’innen wie Bob Dylan und Joan Baez fügten politisch aktuelle Texte in die Lieder mit ein. Bob Dylans Lieder thematisieren gesellschaftskritische Inhalte. Sein bekanntestes Protestlied ist „Blowing in the Wind (1963), welches für die Bürgerrechtsbewegung sowie die Antikriegsbewegung prägend und mobilisierend war.

Während der Bürgerrechtsbewegung waren die sogenannten Freiheitslieder die Protestmusik der schwarzen Amerikaner’innen. Diese Lieder basieren auf den „Spirituals“, Afrikanische-Amerikanische religiöse Musik, und auf der damaligen populären Musik. Die Menschen sangen die Freiheitslieder in Kirchen und passten die Texte spontan auf die sozialen und politischen Ungerechtigkeiten an. Die Menschen waren bereits mit der Melodie vertraut, weshalb sie eine emotionale Bindung zu den Liedern hatten. Mehr dazu können Sie in dem Artikel Musikgeschmack verstehen nachlesen. Diese Freiheitslieder waren ein Erkennungsmerkmal für die Bürgerrechtsbewegung, da sie öffentlich in dem Kampf gegen Rassentrennung und Rassismus verwendet wurden.

Das bekannteste Freiheitslied ist „We shall overcome“ (1960), welches eine lange Entwicklungsgeschichte hat und mehrmals adaptiert und umgeschrieben wurde. Letztendlich haben Bob Dylan und Pete Seeger das Lied für die derzeitige Situation umgeschrieben. Joan Baez, eine bekannte Folk Sängerin, führte bei dem March on Washington im Jahr 1963 „We Shall Overcome“ als Akustikversion auf. Dieses Lied ist eines der prägendsten Protestlieder und wird heutzutage auch noch bei Protesten, wie der „Black Lives Matter“ Bewegung, verwendet.

Weitere wichtige Protestlieder der Bürgerrechtsbewegung sind:

  • „Banana Boat Song (Day- O)” von Harry Belafonte
  • „Strange Fruit“ von Billie Holliday
  • „A Change Gonna Come” von Sam Cookes
  • „Paths of Victory“ von Bob Dylan

Antikriegsbewegung

Die Musik spiegelte sich in den 1960s auch in der Hippiebewegung und der Antikriegsbewegung wider. Durch den Vietnamkrieg und dessen Verschärfung im Jahr 1968 wurden die Antikriegsproteste lauter und durch die Musik der Gegenkultur unterstützt. Der Höhepunkt der Antikriegsproteste war im Jahr 1968 das Woodstock-Festival, bei dem Künstler wie Jimi Hendrix, The Who, Joan Baez, Janis Joplin und Joe Cocker mitwirkten.

Die wichtigsten Künstler für die Hippiebewegung und Antikriegsbewegung waren Bob Dylan und John Lennon. John Lennons „Give Peace a Chance“ (1969) mobilisierte die Menschen bei den Antikriegsprotesten gegen den Vietnamkrieg. Auch das Lied „Revolution“ von den Beatles war für die Proteste der damaligen Zeit ein Lied, dass den Wunsch nach einem besseren Leben ausdrückte. Bob Dylan hatte in den 60ern viele Lieder komponiert, die zu Protestliedern oder sogar Hymnen von Bewegungen wurden. Mit seinen Liedern äußerte er Kritik an der Kubakrise im Jahr 1962, der Militärindustrie, dem Kalten Krieg, Atomwaffen und dem Vietnamkrieg. Zu seinen wohl bekanntesten Protestliedern gehören:

  • „A Hard Rain’s a-Gonna Fall“
  • „Masters of War“
  • „Talkin’ World War III Blues“
  • Blowing in the Wind

Die Wirkung von Protestliedern

Musik soll die Wirkung haben, Menschen zur Teilnahme und gemeinsamen Aktionen zu mobilisieren. Protestlieder sind im generellen bedeutungsvoller als eine reine Protestäußerung. Sie spiegeln bewusst bestimmte Emotionen und Ideen wider. Daher motiviert das gemeinsame Singen oder Hören dieser Lieder Menschen dazu, eine Gruppenidentität zu entwickeln, welche Einigkeit und Zusammengehörigkeit auslöst. Die Musik als Protest drückte bestimmte Gefühle der Bewegungen aus, welche auf anderen Wegen weniger Einfluss gehabt hätten.

Im Kontext der Bürgerrechtsbewegung war die Musik wichtig, da sie auf Demonstrationen oft harmloser für Beistehende war und somit die Demonstrant’innen vor direkter Gewalt schützte. Die Protestlieder waren ein Symbol für den Widerstand und in Bezug auf die Bürgerrechtsbewegung ein Symbol der Rückgewinnung der Identität der schwarzen Menschen.

Musik als Protest – weitere prägende Lieder

In den USA gingen die Proteste gegen den Kalten Krieg und den Vietnamkrieg in den 1970ern weiter. Auch Bob Dylan komponierte in dieser Zeit weitere Protestlieder, die die Bewegungen prägten. Weltweit hat der Kalte Krieg die Musik beeinflusst, was sich in der Musik der Künstler’innen widerspiegelt.

Zu weiteren wichtigen Protestliedern gehören die folgenden Lieder, welche mit einem Spotify Link versehen wurden:

  • God Save The Queen“ von Sex Pistols: sarkastische Antwort auf die britische Gesellschaft
  • What’s Going On“ von Marvin Gaye: Protest gegen Kriege, Unterdrückung und Zerstörung
  • Born in the USA“ von Bruce Springsteen: Kritik an der Politik von Ronald Reagan
  • All She Wants To Do Is Dance“ von Don Henley: Kritik an der Politik von Ronald Reagan
  • Wind of Change“ von Scorpions: Andeutung auf den Fall der Berliner Mauer und Ende des Kommunismus. Der Text wurde nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs geändert, um eine Botschaft zu sende. Der Originaltext hat Russland zu sehr romantisiert.
  • Killing In The Name“ von Rage Against The Machine: Kritik an den Rassismus und der Polizei in den USA
  • Let’s Impeach the President“ von Neil Young: Protest gegen den Irak-Krieg
  • The Day After Tomorrow“ von Tom Waits: Protest gegen den Irak-Krieg
  • The 1975“ von The 1975 feat. Greta Thunberg: Kritik an der Klimapolitik für die Fridays-for-Future-Bewegung
  • Grotestsong“ von den Ärzten: Ein Protestsong gegen Protestsongs

Fazit

Musik als Protest hat sich als eine treibende Methode erwiesen, um soziale und politische Veränderung zu fördern und Gemeinschaften zu mobilisieren. Bei der Bürgerrechtsbewegung und der Antikriegsbewegung in den USA haben Protestlieder eine zentrale Rolle gespielt. Durch die Musik wurde einerseits Kritik geäußert, aber andererseits diente sie als eine Grundlage für Einigkeit. Musik als Protest ist eine lebendige Form des Widerstands und ermöglicht Menschen für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Im Artikel über politische Musik geben wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen politischen Funktionen der Musik.

Quellen