Musik und Gender ist ein junges Forschungsgebiet. Es legt in sämtlichen musikwissenschaftlichen Teildisziplinen den Fokus auf Diversität von Musizierenden und Hörenden. Hierbei geht es zum Beispiel um die Rolle von Frauen in der klassischen Musik, die Marktchancen von Musikerinnen und queeren Menschen, und den Umgang mit Homosexualität im Rap. Wichtige Institutionen und spannende Forschungsprojekte zu Musik und Gender finden Sie hier.

Kunst- und Gender-Institutionen

Viele Institutionen forschen und unterrichten auf dem Gebiet Gender und Musik. Zudem archivieren sie Quellen und Aufsätze, und helfen Interessierten bei der Vernetzung:
  • Die Forschungsgruppe Frauen- und Genderstudien der Gesellschaft für Musikforschung vernetzt Forschende auf dem Gebiet. Sie organisiert auch entsprechende Sessions auf den Jahrestagungen der Gesellschaft. Vor allem die Mailing-List hilft Neulingen und etablierten Wissenschaftler’innen sich auszutauschen.
  • Das Sophie Drinker Institut ist ein freies Forschungsinstitut. Es ist zum Beispiel für das Instrumentalistinnen-Lexikon verantwortlich und befasst sich inzwischen generell mit kulturgeschichtliche Aspekte der Musikgeschichtsschreibung.
  • Das Forschungszentrum Musik und Gender der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ist für Forschung, Material-Archivierung, Lehre und Veranstaltungen auf dem Gebiet verantwortlich.
  • Aufsätze zu Frauenforschung und Gender-Studies in der Musik finden Sie in der Fachzeitschrift Women and Music: A Journal of Gender and Culture sowie im Jahrbuch Musik und Gender des Olms-Verlags.

Musik und Gender Forschungsprojekte

Forschungsprojekte im Bereich Gender-, Queer- und Frauen-Studien in der Musikwissenschaft gibt es vermehrt seit den 1990er Jahren:
  • Im Lexikon Musik und Gender des MUGI-Projekts finden Sie vor allem Einträge zu klassischen Komponistinnen. Hier erfahren Sie, wie Frauen neben ihrem kompositorischen Wirken als Lehrerinnen und Förderinnen in der Musikwelt gewirkt haben. Schließlich wurden Sie jahrhundertelang daran gehindert, als professionelle Musikerinnen zu arbeiten.
  • Aus der Studie Gender in Music, geht übrigens hervor, dass noch heute die deutschen Charts und Festivalbühnen von männlichen Urhebern und Performern dominiert werden. Lediglich auf kleinen Festivalbühnen beträgt der Frauenanteil bis zu 29%. Die Untersuchung der MaLisa Stiftung, der GEMA und dem Verein Music S Women* durchgeführt. Für mehr Geschlechtergerechtigkeit schlagen sie Zielvorgaben bei Preisvergaben, Veranstaltungen und Bookingagenturen vor.
  • Darüber hinaus gibt es viele vereinzelte Studien über Homosexualität im Rap, Gender in Jazz und Improvisation, sowie zu Gender, Sexismus und Groupies in Metal. Musikszenen haben oft mit Identifizierung zu tun. Hier müssen Fans genauso wie Künstler’innen, Presse, Verlage und Veranstaltungsunternehmen für Toleranz und Inklusion sorgen, um Klischees, Vorurteilen und Diskriminierung entgegenzuwirken.
  • Aktuelle Forschung zeigt, dass selbst computergestützte Musikempfehlungsalgorithmen einen Gender-Bias aufweisen, sowohl was Streaming-Nutzer’innen als auch empfohlene Künstler’innen angeht. Aufgrund der Datenlage werden vor allem männliche Interpreten empfohlen, die vor allem von Männern gehört wurden. Tatsächlich schienen die Musikempfehlungen Probanden besser zu gefallen, als Probandinnen. Algorithmen, um diesen Effekt auszugleichen, sind bisher nicht erfolgreich.
Musik und Gender: Sind Ohren individuell, oder gibt es Gender- und ethnische Unterschiede?

Musik und Gender: Hören alle Menschen gleich? Oder muss Audiotechnologie gendergerechter werden? Foto: Roman Stracke

In neurologischen und psychoakustischen Studien wurde festgestellt, dass das Gehör von Männern und Frauen statistisch signifikante Unterschiede aufweist. Bislang ungeklärt ist, wie sich Gender auf auditorische Illusionen auswirkt. Oder inwiefern sich Audiotechnologien, wie Binaural Audio, durch Gender-Berücksichtigung optimieren lassen.