Lautsprecher richtig aufstellen ist wichtig, um in Ihrem Tonstudio Musik gut mischen zu können. Wie Sie Ihre Studiomonitore richtig positionieren, was es mit dem Stereodreieck auf sich und was Sie beim Aufstellen der Boxen beachten sollten, erfahren Sie hier.

Die Geschichte der Lautsprecher

Der erste Lautsprecher wurde schon im 19. Jahrhundert als Nebenprodukt des Telefons entwickelt. Schon damals mit der Absicht, Musik zu übertragen. Thomas Edison, Alexander Graham Bell und zahlreiche andere Erfinder arbeiteten zeitgleich an der ersten Lautsprechertechnik. Doch diese waren nicht für die detailgetreue Wiedergabe von Schallereignissen geeignet, wie wir sie heute kennen. Ab 1951 gelang es Albert Neville Thiele und Richard H. Small Lautsprechersysteme zu entwickeln, die aus einem kleinen Gehäuse deutlich tiefere Frequenzen abspielen konnten. Dies gilt als der Anfang der modernen Lautsprecher.

Stereophonie und ihre Entwicklung

Der Großteil der Musik wird heute in Stereo produziert und auch gehört. Die ersten Stereoaufnahme fanden schon 1934 nach den Techniken von Alan Blumlein in den Abby Roads Studios statt. Die ersten kommerziell verfügbare Stereoaufnahmen gab es 1957. Stereo war jedoch zu dieser Zeit noch eher als zweimal Mono zu kennzeichnen. Vor allem bei Beatles-Aufnahmen können Sie dies gut hören. Oft sind ganze Instrumente, wie das Schlagzeug oder der Gesang, auf nur einem Lautsprecher zu hören. Dies ist bei modernen Produktionen nicht mehr der Fall. Stereo kann heute viel feiner eingestellt werden:

  • Heute kann ein Schallereignis auf dem ganzen Panorama verteilt werden und nicht nur ganz links oder ganz rechts.
  • Dies ermöglicht der Panorama- bzw. Pan-Regler.
  • Der Pan-Regler regelt die Intensität von einem Signal auf beiden Kanälen und gleicht sie so an, dass die Gesamtleistung der beiden konstant ist.
  • Dies nennt man Intensitätsstereophonie.
  • Echte Schallquellen ortet der Mensch jedoch auch über Laufzeitdifferenzen zwischen beiden Ohren.
  • Bei Songs, im Radio und im Rundfunk wird jedoch vor allem mit der Pegeldifferenz gearbeitet. Dies sorgt für eine bessere Monokompatibilität (wenn Stereosongs zum Beispiel auf einem Handylautsprecher abgespielt werden) und ist einfacher zu mischen.

Die Phantommitte und das Stereodreieck

Stereophonie-Konvention geben vor, wie Sie ihre Lautsprecher richtig aufstellen. Durch die oben Eigenschaften des räumlichen Hörens ist es möglich, mit zwei Lautsprechern eine sogenannte Phantommitte zu erzeugen.

  1. Für eine Phantommitte muss ein Schallereignis mit gleichem Pegel aus beiden Lautsprechern abgespielt werden.
  2. Der Schall aus dem linken Lautsprecher trifft zuerst auf das linke Ohr, der Schall des rechten Lautsprechers zuerst auf das rechte Ohr.
  3. Da es sich um das gleiche Schallereignis handelt, und dies zeitgleich auf die Ohren trifft, kann das Gehirn weder Pegel- noch Laufzeitdifferenzen feststellen.
  4. So wird das Schallereignis zwischen den Lautsprechern geortet. Dies ist die Phantommitte.
  5. Stehen die Boxen in einem gleichseitigen Dreieck mit der Abhörposition, sodass man, wie gerade beschrieben, eine akkurate Phantommitte hören kann, spricht man vom Stereodreieck.
  6. Nur mit einer genauen Phantommitte kann die gesamte Stereobreite im Mix akkurat gehört werden.
  7. Wenn Sie nun den Pan-Regler ganz nach rechts drehen, orten Sie das Signal nur aus dem rechten Lautsprecher. Auf allen Positionen dazwischen können Sie das Signal durch Drehen des Pan-Reglers in der wahrgenommenen Position verschieben.
  8. Sie hören eine „Phantomschallquelle“ zwischen den Lautsprechern.
  9. Auf dem Bild sehen Sie eine schematische Abbildung der Phantommitte.
Lautsprecher richtig aufstellen: Die Phantom-Mitte

Schematische Abbildung von zwei Lautsprechern, die Schall ausgeben. Dazwischen ist ein roter Punkt, der die Phantommitte zeigt. Bild: Justin T. Niestroj

Lautsprecher richtig aufstellen

Jetzt wissen Sie, wie ein Stereobild mit Lautsprechern erzeugt wird und wie dies in der Mischung von Songs genutzt wird. Dies ist wichtig für die Positionierung der Lautsprecher in Ihrem Studio. Studiomonitore stellen Sie am besten im gleichseitigen Dreieck auf.

  1. Der Abstand der Lautsprecher zueinander ist gleich groß wie der Abstand der Lautsprecher zur Abhörposition.
  2. Der Winkel ist dementsprechend 60°.
  3. Die Abhörposition wird auch als Sweetspot bezeichnet.
  4. Der Sweetspot ist immer auf Ohrenhöre. Hohe Frequenzen werden bei der Wiedergabe aus Lautsprechern sehr gerichtet abgestrahlt. Zeigen die Lautsprecher nicht Richtung Ohren, kann der Sound dumpf klingen.
  5. Auch audiophile Hörer von Musik, Podcasts und Hörspielen stellen ihre Lautsprecher meistens im Stereo-Dreieck auf. Daher sollten Sie ihren Mix für genau diese Konstellation optimieren.
  6. Im Bild sehen Sie eine Abbildung der optimalen Lautsprecher-Position.
Lautsprecher richtig aufstellen: Das Stereo-Dreieck

Optimale Winkel für Lautsprecher zum Abhören (nicht Maßstabsgetreu). Bild: Justin T. Niestroj

Wie lang die einzelnen Seiten sind, hängt von der Art der Studiomonitore ab. Nahfeld- oder Nearfield-Monitore sollten einen Abstand von ca. 1 bis 2 m haben. Die Hersteller geben in der Anleitung aber auch oft eine Empfehlung zum Abstand.

Falls es nicht möglich ist, die Lautsprecher wie oben abgebildet aufzustellen, ist es für das Abhören beim Mischen jedoch zwingend erforderlich, dass es sich mindestens um ein gleichschenkliges Dreieck handelt. Hierbei ändert sich jedoch die Stereo-Ortung:

  1. Der Abstand von jeder Box zur Abhörposition sollte gleich sein.
  2. Stehen die Studiomonitore näher zusammen, als der Abstand zur Abhörposition groß ist, verbessert sich die Mittenortung. Das Stereobild schrumpft jedoch und es beginnt unnatürlich zu klingen.
  3. Ist der Abstand der Studiomonitore größer als der Hörabstand, kann das Signal bei zu großem Abstand diffus klingen.

Es ist noch wichtig zu erwähnen, dass die Lautsprecheranordnung immer ein Kompromiss darstellt und der Öffnungswinkel von 60° ein etablierter Standard ist und keine wissenschaftliche Erkenntnis. Laut DIN 15996 ist ein Toleranzbereich von 45° bis 80° Öffnungswinkel zulässig, jedoch mit den oben genannten Kompromissen.

Lautsprecher im Raum aufstellen

Bei der Positionierung der Boxen im Raum sollten Sie auch auf Abstände zur Wand achten.

  1. Beim Mischen ist der Direktschall aus den Lautsprechern ausschlaggebend. Was der Unterschied zwischen Direktschall und Reflexionen sind, können Sie in unserem Artikel über den Schalltoten Raum nachlesen.
  2. Steht der Lautsprecher nah an einer Wand, ist die erste Reflexion sehr laut. Das beeinträchtigt die Position der Phantomschallquelle und die spektrale Balance ihres Mixes.
  3. Stehen die Studiomonitore mit dem Rücken an einer Wand oder sogar in einer Ecke, kann dies den Bass unnatürlich laut machen.
  4. Absorber können helfen, die frühen Reflexionen abzuschwächen. Wie Sie Absorber Selber Bauen können, zeigen wir Ihnen in einem eigenen Artikel.
  5. Wenn die Lautsprecher aus Platzgründen auf dem Schreibtisch stehen, richten Sie sie etwas nach oben, sodass der Sweetspot auf Ohrenhöhe liegt.

Weitere Tipps für die Position der Studiomonitore

Hier finden Sie noch weiterer Tipps, zum Lautsprecher richtig aufstellen:

  1. Der Raum ist entscheidender als die Lautsprecher und deren Position. Die teuersten Lautsprecher werden in einem nicht optimiertem Raum schlechter klingen als unpräzise Lautsprecher in einem optimiertem Raum. Da hilft auch die beste Positionierung nicht.
  2. Idealerweise liegt die Abhörposition bei ca. 1/3 des Raumes. Durch den größeren Abstand der Boxen zu den Wänden treten wenige frühe Reflexionen auf. In rechteckigen Räumen dröhnen hier die tiefen Frequenzen nicht.
  3. Entkoppeln Sie die Studiomonitore. Stative und Isolation Pads verhindern die Übertragung von Schall auf den Schreibtisch, was zu Vibrationen führen kann.
  4. Moderne Studiomonitoren nutzen digitale Signalverarbeitung (DSP) zur Optimierung des Boxen-Klangs. Dies kann bei verschiedenen Abhörpositionen oder in nicht optimierten Räumen hilfreich sein.

In einem weiteren Artikel erfahren Sie, wie Sie in Ihrem Tonstudio die frequenzabhängige Nachhallzeit selbst berechnen.