Ihre eigene Musik veröffentlichen und der ganzen Welt präsentieren, das ist der Traum von vielen Musiker’innen. Doch wie kommt Musik eigentlich auf Spotify & Co., und was müssen Sie beim Release beachten? Wir verraten es Ihnen.

Musik veröffentlichen — Früher

Der Musikmarkt heute ist in vielerlei Hinsicht ein ganz anderer, als er früher war. Denn das Veröffentlichen von Musik war mit viel größeren Hürden verbunden.

  • Musik konnte nur als ein physikalisches Medium veröffentlicht werden (z. B. als Schallplatte oder als CD)
  • Daher brauchte man nicht nur Hersteller der Medien, sondern auch Logistik, Vertrieb und schließlich „echte“ Läden
  • Musik konnten Sie also nicht einfach veröffentlichen

Im Rahmen meiner Forschung zu Blockchain als mögliche Lösung für die Probleme in der Musikindustrie erstellte ich dieses Diagramm, um den Prozess einer Werkveröffentlichung in der vor-digitalen Zeit darzustellen.

Diagramm der pre-digitalen Musikindustrie, von der Produktion bis zur Veröffentlichung der Musik

Musik veröffentlichen in der pre-digitalen Musikindustrie, von der Produktion bis zur Vermarktung. Grafik: Justin T. Niestroj

Auf der linken Seite sehen Sie die Produktion des Songs:

  • Die Arbeit der Songwriter oder Performer, die von Labels und Verlagen finanziert werden. Labels unterstützten Performer, Verlage unterstützen Komponisten. Der Funktionsweise von Musiklabels widmen wir einen eigenen Artikel.
  • Diese arbeiten mit Produzent’innen und Toningenieur’innen zusammen, um den Song zu erschaffen
  • Durch die Finanzierung der Labels und Verlage stehen diesen auch die Rechte zu. Dies variiert von Produktion zu Produktion. Labels und Verlage erhalten in der Regel Vertriebsrechte der Songs.

In der Mitte sehen Sie die sogenannten Distributoren. Diese erhalten von Labels neue Songs und haben die Infrastruktur, diese an bestimmte Parteien zu verteilen:

  • Dazu gehören physikalische Tonträgermanufakturen, die man dann in Läden kaufen kann
  • Auch werden die Songs an lineare Medien wie Radio, Film und Fernsehen verteilt
  • Distributoren erhalten auch die Einnahmen von den Läden und geben diese an das Label weiter.
  • Zusätzlich werden Tantiemen vom öffentlichen Spielen von Musik fällig (zum Beispiel in Bars oder bei Konzerten)
  • CMOs (Performing Rights Organizations, in Deutschland ist das die GEMA) sammeln Tantiemen von öffentlicher Benutzung des Songs und geben Sie an die Rechteinhaber’innen weiter.

Musik veröffentlichen – Heute

Heute hat sich die Landschaft der Musikveröffentlichung sehr gewandelt. Und dennoch hat sich für etablierte Künstler’innen nicht sonderlich viel verändert. Auch heute noch wird nach einem sehr ähnlichen Schema gearbeitet, wie in der pre-digitalen Zeit:

Diagramm der heutigen Musikindustrie, von der Produktion bis zur Veröffentlichung

Diagramm der heutigen Musikindustrie (große Künstler’innen), von der Produktion bis zur Vermarktung. Grafik: Justin T. Niestroj

Wie Sie sehen können, hat sich Produktions-seitig wenig verändert. Auf der Seite des Marktes ist nun der Punkt „Digital Retailer“ hinzugekommen. Dieser umfasst Streamingdienste wie Spotify und Apple Music, sowie YouTube, Social-Media-Plattformen und auch Onlinestores wie iTunes.

  • Streaming Dienste und andere Online Angebote erhalten die Songs von Aggregatoren (oft auch digital Distributor genannt)
  • Diese erhalten auch die Einnamen vom Streaming Anbietern und geben diese an das Label weiter.
  • Sie sind eine digitale Version der klassischen Distributoren.

Doch wenn Sie gerade anfangen und in Ihrem Homestudio Ihren ersten Hit produziert haben, dann ist so ein komplexes Netzwerk weder möglich noch hilfreich. Stattdessen können Sie Ihre Songs selber bei Streaminganbietern hochladen.

Musik veröffentlichen – Für Sie

Dank des Internets können Sie heute mit wenigen Klicks und wenig Geld Ihre Musik auf allen Streaming-Diensten veröffentlichen. Doch ganz ohne Hilfe geht es nicht. Wie Sie sehen können, sind aber viele der Teile im Diagramm für Sie ausgegraut.

Diagramm der heutigen Musikindustrie, von der Produktion bis zur Veröffentlichung

Diagramm der heutigen Musikindustrie (nicht-etablierte Künstler’innen), von der Produktion bis zur Vermarktung. Grafik: Justin T. Niestroj

Wenn Sie nicht über ein Label gehen, gibt es bei vielen Aggregatoren oder digital Distributoren die Möglichkeit, Ihre Songs direkt hochzuladen.

  • Diese Aggregatoren verteilen Ihre Musik bei allen Streaminganbietern
  • Sie erhalten Streamingeinnahmen, welche an Sie ausgezahlt werden
  • Diese Dienstleister verteilen aber in der Regel nur digital. Ihre Single als CD wird es also über diesen Weg nicht geben.

Ihr Aggregator – Darauf sollten Sie achten

Sie sollten sich bei der Wahl Ihres Aggregators bzw. digital Distributor auf einige Dinge achten:

  1. Preis:
    • Um die Musik hochzuladen, müssen Sie in der Regel bezahlen. Verbreitet sind:
    • Einmalzahlungen pro Veröffentlichung
    • Abos, wo bei einem Festpreis pro Jahr unendlich viel hochgeladen werden kann (Achtung: Oft wird Ihre Musik wieder offline genommen, wenn Sie das Abo kündigen)
    • Prozente von Ihren Streaming-Einnahmen (oft in der Kombination mit einem der anderen Punkte)
  2. Streaming-Anbieter:
    • Nicht alle Aggregatoren arbeiten mit allen Streaming-Anbieter zusammen.
    • Ist es beispielsweise für Sie wichtig, dass Ihre Musik auf Instagram und TikTok ist, sollten Sie einen Anbieter wählen, der diese auch dort veröffentlichen kann
  3. Formate:
    • Achten Sie beim Upload auf die richtigen Formatvorgaben
    • In der Regel ist dies für Stereomusik der CD-Standard (wav in 44,1 kHz, 16 Bit)
  4. Zugang:
    • Spotify und andere Streaming-Anbieter haben heutzutage sogenannte Dashboards
    • Darüber können Sie Ihr Profil verändern oder Statistiken zu Ihrer Musik sehen
    • Manche Aggregatoren bieten direkten Zugriff auf diese Plattformen an, sobald sie Ihre Songs hochladen
  5. Zeit:
    • Es ist auch unterschiedlich, wie lange verschiedene Aggregatoren brauchen, um Ihre Musik zu veröffentlichen
    • Der Bearbeitungsprozess der Streaming-Anbieter ist in der Regel 1–2 Wochen
    • Je nach Aggregator bzw. digital Distributor können aber noch Wartezeiten hinzukommen

Damit Ihre Musik aus Ihrem Homestudio auch gut so gut wie möglich klingt, müssen Sie räumlich recorden, die Studio-Akustik mit Absorbern optimieren und ins Audio-Mastering einsteigen. Unser DIY — Tonstudio-Rubrik hilft Ihnen dabei.