Die Nachhallzeit selbst messen hilft Ihnen, die Akustik im Heimkino, Tonstudio, oder Besprechungsraum zu optimieren. Eine gute Raumakustik maximiert den Hörgenuss und die Sprachverständlichkeit. Egal ob HiFi-Nerd im Heimkino oder Chef im Besprechungsraum, wir sind alle auf eine gute Raumakustik angewiesen und genießen sie, wenn auch häufig unterbewusst. Wie Sie die RT60 einfach, schnell und mit wenig Equipment selbst messen können, erfahren Sie hier.
Nachhallzeit selbst messen
Es gibt viele Möglichkeiten, die Nachhallzeit zu berechnen. Die DIN EN ISO 3382 beschreibt Messmethoden für Aufführungs- und gewöhnliche Räume. Für den privaten Gebrauch und kleine Unternehmen ist diese Messung der Nachhallzeit jedoch häufig zu aufwendig. Wir stellen Ihnen auch eine Methode zur Prognose der Nachhallzeit vor und erklären Ihnen, warum vor allem die Nachhallzeit im Tonstudio wichtig ist. Einfacher als die DIN und genauer als die Prognose ist jedoch die eigene Impulsantwort-Messung. Für die Messung brauchen Sie:
Equipment
- Mikrofon mit Stativ
- Verbindung vom Mikrofon zum Computer (Audiointerface oder USB-Mikrofon)
- SPL-Meter als Smartphone-App
- Aufnahme- und Auswertungssoftware REW
- Gehörschutz
- Ein Lautsprecher (nicht mehr)
Vorbereitung zur Messung
Um die Nachhallzeit zu messen, bereiten Sie sich vor:
- Installieren Sie die kostenlose Aufnahme- und Auswertungssoftware Room EQ Wizard auf Ihrem Laptop
- Installieren Sie eine SPL-Meter-App auf Ihrem Smartphone
- Achten Sie darauf, dass es ruhig im Raum ist (Fenster und Türen schließen, unter 30 dB sind ideal)
- Falls vorhanden: Audiointerface anschließen und Treiber installieren
- Stellen Sie einen Lautsprecher auf (zum Beispiel dort, wo Ihre Studiomonitore platziert sind)
- Stellen Sie das Mikrofon mit Stativ auf (dort wo später Leute sitzen und mindestens 1 m entfernt von Wänden und Lautsprecher)
- Verbinden Sie Lautsprecher und Mikrofon über das Audiointerface mit dem Computer
- Setzen Sie einen Gehörschutz auf
Die Nachhallzeit selbst messen
Die Nachhallzeit messen Sie mit den folgenden Schritten:
- Starten Sie REW. Stellen Sie zuerst unter ≪Preferences≫ sicher, dass das richtige Mikrofon und der richtige Lautsprecher ausgewählt sind.
- Gehen Sie in die Hauptansicht und drücken auf ≪SPL Meter≫. Hier nutzen Sie die ≪Calibrate≫–Funktion, wählen ≪Use REW speaker cal signal≫ im Dropdown-Menü aus, und starten die Kalibrierung. Stellen Sie den Lautsprecher lauter oder leiser, bis Ihr SPL-Meter 75 dB in Mikrofonnähe anzeigt. Bestätigen Sie mit ≪Finish≫.
- Gehen Sie im Hauptmenü auf ≪Measure≫. Vergeben Sie einen Namen für die Messung und belassen Sie die weiteren Einstellungen, wie sie sind. Drücken Sie auf ≪Start≫.
Die Auswertung
Nach der Messung übernimmt die Software automatisch die Auswertung, also die Berechnung der Nachhallzeit:
- Klicken Sie im Hauptmenü auf ≪RT60≫. Hier sehen Sie die Nachhallzeiten der verschiedenen Frequenzbänder.
- Auf der x-Achse finden Sie die Frequenz. Auf der y-Achse sehen Sie die Nachhallzeit in Sekunden, wobei 800m meint: 800 Millisekunden
- Die Software nutzt verschiedene Methoden, um die Nachhallzeit zu berechnen: EDT, T20, T30 und T60. Diese und weitere Maße der Raumakustik werden in Tim Ziemers Buchkapitel zur räumlichen Akustik genau erklärt.
- Ohne Profi-Equipment ist die T20 am zuverlässigsten. Wählen Sie diese aus und lesen Sie ab, wie lange Ihr Raum in welchem Frequenzband nachhallt.
- Für eine hohe Sprach-Verständlichkeit und gute Bedingungen zum Mischen von Musik sollten sie grob zwischen 200 und 400 Millisekunden liegen. Dabei sind größere Werten für tiefere Frequenzen und für größere Räume normal.
- Über ≪Controls≫ könne Sie noch einstellen, ob Terz- oder Oktav-Filter angezeigt werden sollen.
Ist Ihre Nachhallzeit zu lang, können Sie mithilfe unseres Artikels Schallabsorber selber bauen, um die Nachhallzeit zu verkürzen.