Nachhallzeit ist im Tonstudio ein wichtiges Thema. Denn diese zu optimieren, zu reduzieren und einen geringen RT60 Wert zu erhalten ist wichtig, um gute Aufnahme und gute Mischungen im eigenen Tonstudio durchführen zu können.
Nachhallzeit und RT60: Was ist das überhaupt?
Die Nachhallzeit beschreibt, wie lange ein Raum (nach)hallt und wird mit RT60 definiert. Laut der Audio Engineering Society (AES) beschreibt RT60, wie lange ein Schallereignis in einem Raum benötigt, um 60 dB SPL (Schalldruckpegel) abzusinken. Die Grafik beschreibt beispielsweise den Abklang von 100 dB SPL auf 40 dB SPL.
Dabei entsprechen 100 dB SPL in etwa einem Musikfestival und 40 dB SPL dem Schalldruckpegel in einer ruhigen Wohnung.
Jeder Raum hat seine eigene Nachhallzeit, die von vielen Faktoren, wie beispielsweise Absorption, Material und Größe abhängig ist. Grundsätzlich können aber folgende Werte als typisch angesehen werden:
- Ein Raum mit einer sehr kurzen Nachhallzeit, sodass kaum Hall wahrgenommen werden kann, bezeichnet man als „schallarmen“oder „schalltoten“ Raum.
- Kleine Büroräume haben laut dem VDI Standard 2569 in der Regel eine optimale Nachhallzeit von 0,5-0,8 Sekunden.
- Bei vielen Opern liegt die Nachhallzeit bei 1,5 Sekunden.
- Große Kirchen, wie beispielsweise der Michel, haben eine RT60 von über 2 Sekunden und werden als „hallig“ bezeichnet.
Wieso ist die RT60 im Tonstudio wichtig?
Die Nachhallzeit beeinflusst die Qualität der Arbeit im Tonstudio. Dazu muss man zwischen der Aufnahme und der Mischung unterscheiden. Bei der Aufnahme kann ein zu hoher RT60 Wert für Qualitätsverlust führen:
- Das Instrument klingt weit weg und verhallt. So gibt es weniger Möglichkeiten, das Instrument zu optimieren (siehe Mischung).
- Die viele Reflexionen im Raum beeinflussen die Klangfarbe des Instruments, da verschiedene Frequenzen anders stark auf dem Mikro zu hören sind. So klingt das Instrument nicht akkurat.
- Durch den unpräzisen Klang ist es während der Aufnahme schwieriger Fehler zu hören. Auch für die Musiker’innen ist es schwieriger in einem Raum mit einer zu hohen Nachhallzeit aufzunehmen. Besonders in schnellen Passagen wird es anstrengender, nicht vom Hall des Raumes abgelenkt zu werden.
Auch bei der Mischung ist die Nachhallzeit im Raum ein wichtiger Faktor. Eine zu hohe RT60 führt zum Qualitätsverlust beim Mischen:
- Die Aufnahme klingt zu sehr nach dem Raum, in dem gemischt wird und lässt sich schlechter auf andere Lautsprecher und Kopfhörer übertragen. Hebt man beispielsweise einen Frequenzbereich an, der im eigenen Raum durch den Hall verdeckt wird, kann dies in einem anderen Raum zu viel sein. Deswegen ist ein Raum mit geringer RT60 wichtig, dass Mischungen auch an anderen Orten gut klingen.
- Durch die zu hohe Nachhallzeit wird es schwieriger Störfrequenzen zu identifizieren.
- Das Einstellen von virtuellen Hallräumen (Reverb) und Delays kann nicht präzise erfolgen, da der dazugemischte Hall im Raum anders klingt.
In professionellen Tonstudios werden Aufnahmeräume und Mischregien von Akustikern eingemessen und mithilfe von Absorbern optimiert. In der Systematischen Musikwissenschaft wird die Nachhallzeit von Konzertsälen und Tonstudios gemessen und optimiert, sondern auch die von Musikinstrumenten, und Lautsprechern.