Panning gibt Ihrer Musik Raum und lässt Zuhörer’innen tief in Ihre Musik eintauchen. Rein technisch gesehen verteilen Sie Instrumente und Klänge innerhalb des Schallfeldes. Wie das geht und wie Sie Panning in Ihrer Musikproduktion verwenden können, erfahren Sie hier.

Geschichte des Panning

Pan ist kurz für Panorama und beschreibt, wo Sie etwas in einem Audiopanorama wahrnehmen. Schon der Komponist Johann Sebastian Bach hat mit seinem Concerto Grosso Instrumente „gepant“ – auch wenn das mit dem heutigen Panning wenig zu tun hat. Durch die Positionierung der verschiedenen Musiker’innengruppen auf verschiedenen Emporen, lies Bach die Instrumente an anderen Positionen erklingen.

In den Anfängen der Musikaufnahme wurde alles monofon aufgenommen und konnte auch nur über einen Lautsprecher wiedergegeben werden. Dadurch war es nicht möglich, Instrumente im Raum zu verteilen. Dafür müssen Sie mehrere Lautsprecher richtig aufstellen und ihre Signale je nach Bedarf gewichten. Erst 1957 war die erste Stereoaufnahme kommerziell verfügbar und gepante Instrumente wurden zur Normalität. Stereo war jedoch zu dieser Zeit noch eher als zweimal Mono zu kennzeichnen. Vor allem bei Beatles-Aufnahmen und alten Jazz-Platten können Sie dies gut hören. Oft sind hier ganze Instrumente, wie das Schlagzeug oder der Gesang, nur auf einer Seite zu hören. Steht ein Instrument scheinbar irgendwo zwischen den Lautsprechern, spricht man von einer Phantomschallquelle.

Panning heute

Heute kann Panning sehr fein eingestellt werden. Dies ermöglicht der sogenannte Panorama- oder Pan-Regler, den Sie auf jedem Mischpult und in jeder DAW finden.

  1. Den Panregler benutzten Sie, um eine Phantomschallquelle an einer beliebigen Stelle zwischen den Lautsprechern zu positionieren.
  2. Um eine Schallquelle in Richtung eines Lautsprechers zu verschieben, macht der Panoramaregler diesen Lautsprecher lauter und gleichzeitig den anderen leiser.
  3. Dabei sorgt er dafür, dass die Schall-Leistung konstant bleibt. So verschieben Sie die Position einer Schallquelle, ohne ihre Lautstärke zu verändern.
  4. Ist das Signal in der Mitte, so produziert jeder Lautsprecher 50% der Schall-Leistung. Ist das Signal ganz auf einer Seite gepant, so produziert diese 100% und die andere Seite 0% der Schall-Leistung. Das nennt man Hard-Panning.

Was gehört wohin? Positionierung der Schallquellen

Wie genau gepant wird, ist Geschmackssache und es variiert von Song zu Song. Es ist jedoch wichtig, dass Sie sich vor Augen halten, welches Ziel Sie mit Panning in Ihrem Mix verfolgen. Haben Sie beispielsweise ein kleines Orchester oder einen Chor aufgenommen, so sollten Sie die Instrumente an die Stelle pannen, an der Sie auch bei der Aufnahme gespielt haben.

  1. Dies ermöglicht eine getreue Abbildung der Aufnahme.
  2. Viele Stücke für Orchester oder Chor sind mit den bestimmten Positionen der Instrumente komponiert.

Haben Sie aber eine Pop-Produktion aufgenommen, dann haben Sie ein andere Ziele beim Panning:

  1. Erschaffen eines künstlichen Raumes: Durch das Platzieren von Instrumenten an Orten, an denen sie natürlicherweise nicht sind, können Sie mit Panning einen ganz neuen und eigenen Raum erschaffen, der am besten zu Ihrer Produktion passt.
  2. Jedem Instrument Platz zu lassen, sodass wenige Überlagerungen entstehen: Gesangsstimme und Gitarre haben zum Beispiel große Frequenzüberlappungen. Erklingen Sie gleichzeitig an verschiedenen Orten, kann man sie besser auseinanderhalten.
  3. Die ganze Breite des Stereopanoramas auszunutzen: Benutzten Sie auf jeden Fall den Panregler auch zu 100% Links und Rechts und hören Sie, wie es klingt.

Diese Tipps haben sich in der Praxis bewährt. Am Ende ist aber das richtig, was am besten klingt. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, alle Instrumente nach zwei Kategorien zu sortieren.

1. Von Tief zu hoch

Grundsätzlich können Sie sich die frequenzbasierte Sortierung wie eine umgedrehte Pyramide vorstellen. Je tiefer ein Instrument ist, desto eher sollten Sie es in die Mitte pannen, je hochfrequenter, desto breiter. Dies vor allem am Ortungsvermögen der Menschen. Hochfrequenter Schall kann gut geortet werden. Frequenzen unter 80 Hz können wir kaum präzise lokalisieren. Es am besten, tiefe Frequenzen in der Mitte zu lassen. So ist der Bass bei allen Abhörsystemen (Lautsprecher, Kopfhörer) gleichermaßen von überall zu hören. Zudem sind tiefe Frequenzen anfälligen für Interferenzen; durch Panning könnte Ihnen der Bass wegbrechen.

2. Solo oder Begleitung

Wichtig ist auch die Rolle des Instruments in Ihrer Produktion. Pannen Sie die Hauptstimme oder das Soloinstrument mittig, während Sie begleitende Akkorde auch an die Seite pannen. So geben Sie der Hauptstimme viel Platz und unterstreichen ihre zentrale Rolle. Dies ist aber stark abhängig von Ihrer Produktion.

Schlagzeug-Panning

Panning ist Teil des kreativen Prozesses und unterliegt keinen strengen Regeln. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten im Panning, die sich durch die meisten Genres ziehen. 

Das Panning oder Positionierung von Schlagzeuginstrumenten in einem Stereomix.

Panning eines Schlagzeuges. Grafik: Justin T. Niestroj

  • Bassdrum und Snare haben die dominanteste Rolle. Pannen Sie diese aus diesem Grund mittig.
  • Hi-hat leicht versetzt, um dem klassischen Drumsetup zu folgen.
  • Toms in der richtigen Reihenfolge aus der Mitte nach Außen
  • Becken werden oft mit zwei Mikrofonen aufgenommen, um die Breite einzufangen.
  • Das gilt für aufgenommene und produzierte Beats, mit Ausnahme der Hi-Hat. Die Hi-Hat wird bei produzierten Beats oft in der Mitte gelassen oder so programmiert, dass sie von links nach rechts wandert und wieder zurück.

Panning anderer Instrumente

Auch für das Panning von anderen Instrumenten gibt es keine klaren Regeln. Jedoch findet man bei den meisten Pop-/Rock-Produktionen Panning, die der Grafik ungefähr folgen.

Das Panning oder Positionierung von Instrumenten in einem Stereomix.

Beispiel Panning von Instrumenten. Grafik: Justin T. Niestroj

  • Bass
    • Pannen Sie den Bass ausschließlich mittig, da durch die tiefen Frequenzanteile der Bass anfälliger für Interferenzen ist, welche zur Auslöschung führen kann. Zudem sollte der Bass bei allen Abhörsystemen (Lautsprecher, Kopfhörer) gleichermaßen von überall zu hören sein, auch wenn die Lautsprecher weit auseinander stehen. 
  • Gitarren
    • Pannen Sie Solo-Gitarren in der Regel mittig.
    • Rhythmus-Gitarren pannen Sie nach außen. Zwei Aufnahmen mit leicht unterschiedlichen Audio-Effekten lassen die Gitarren wie eine gemeinsame Riesen-Gitarre klingen.
  • Klavier
    • Das Klavier wird, um die volle Breite abzubilden, mit zwei Mikrofonen aufgenommen. Die Aufnahmen pannen Sie weit auseinander.

Panning bei Stereoaufnahmen

In den Grafiken sehen Sie, dass bei den Becken des Schlagzeugs, dem Klavier und bei der Rhythmus-Gitarre die Ortung zweimal aufgeführt wurde. Diese Instrumente entfalten Ihren vollen Sound nur in Stereo und werden aus diesem Grund oft in Stereo mikrofoniert.

  1. Mikrofonieren Sie diese Instrumente werden mit zwei Mikrofonen. 
  2. So wahren Sie den natürlichen Sound des Instruments.
  3. Da es nun zwei Audiokanäle für ein Instrument gibt, werden diese jeweils 100% links und 100% rechts gepant.

Wir bieten Ihnen einen Theoriekurs zur Stereomikrofonierung und ein Hands-On Totorial Stereo-Recording. Manche Instrumente, wie beispielsweise die Background Vocals, sollten Sie gedoppelt aufnehmen.

  1. Jede Vocal Line, die die Background Vocals machen, werden zweimal aufgenommen und auf die beiden Außen gepannt.
  2. So nehmen Sie der Hauptstimme keinen Platz weg. 
  3. Die Dopplung lässt die Background Vocals sehr breit wirken.

Das Stereo-Panorama zu optimieren ist nicht nur beim Recorden und Mixing wichtig, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle beim Audio-Mastering.

Quellen

Ziemer, Tim, „Source Width in Music Production. Methods in Stereo, Ambisonics and Wave Field Synthesis“, in: Albrecht Schneider (Hrsg.): Studies in Musical Acoustics and Psychoacoustics, Springer: Cham 2017, S. 299—340.

Ziemer, Tim: Psychoakustische Schallfeldsynthese für Musik, Springer: Cham 2023, ins. Kapitel 7: Konventionelle Stereofonie