Rauigkeit, Rauhigkeit und Rauheit sind existierende Begriffe aus verschiedenen Zeiten und Disziplinen. In der Psychoakustik berechnen Sie die mittlere Rauhigkeit von Schallsignalen, in der Oberflächenphysik messen Sie die Rauheit von Oberflächen. Die verschiedenen Bedeutungen erfahren Sie hier.

Rauigkeit oder Rauhigkeit? Oder Rauheit?

Während sich die Schreibweise von Rauigkeit über die Zeit gewandelt hat, gibt es auch Rauhigkeit, die seit jeher genau so geschrieben wird. Es handelt sich um einen Fachbegriff, den weder Duden noch Word oder die Android-Autokorrektur kennen:

  1. Rauigkeit in der Umgangssprache: In der deutschen Umgangssprache ist von Rauigkeit als Gegenteil von Glätte die Rede. Eine Oberfläche, wie Ihre Haut, Straßenbelag oder eine Tapete kann zwischen aalglatt und rissig-rau sein.
  2. Rauheit von Oberflächen: In der Oberflächenphysik wird häufig der Begriff Rauheit verwendet. Er beschreibt das gleiche wie Rauigkeit, nämlich wie stark sämtliche Punkte einer Oberfläche von einer (gekrümmten) Ebene abweichen. Hierbei kann entweder betrachtet werden, wie rau die einzelne Faser eines Teppichs ist (mikroskopisch), oder wie rau die Teppichoberfläche insgesamt ist (makroskopisch).
  3. Rauheit in der Psychophysik: Die Psychophysik untersucht Zusammenhänge zwischen physikalischer und wahrgenommener Realität. Normalerweise wird dem physikalischen Reiz ein anderer Name gegeben, als der psychologischen Wahrnehmung, um sie scharf zu trennen. Das ist in diesem Falle leider nicht passiert. Neben der messbaren „physikalischen Rauheit“ gibt es die „empfundenen Rauheit“, die auch „somatosensorische Rauheit“ heißt. Sie beschreibt, wie rau sich etwas anfühlt, betrifft also den Tastsinn.
  4. Rauhigkeit in der Psychoakustik: Angelehnt an die somatosensorische Rauheit, gibt es die psychoakustische Rauhigkeit. Ein rauher Klang ist kratzig, lärmig, fluktuierend, wie im Beispiel unten zu hören. Rauhisteigt, wenn ein Neuronenverband im Innenohr stark fluktuierende Signale abgibt, weil einige Frequenzen im Schallsignal dicht beieinander liegen. In der akustischen Wasserwaage Tiltification interpretieren Sie Chroma, Lautheit und Rauhigkeit eines Shepard-Tons, um Objekte perfekt horizontal auszurichten.
  5. Rauhigkeit als historische Schreibweise: Bis zum frühen 20. Jahrhundert wurde diese Schreibweise sowohl für psychoakustische als auch für die physikalische und somatosensorische Rauheit verwendet.
Rauhigkeit oder Rauigkeit? Im Gehör ist die Rechtschreibung klar.

Rauhigkeit oder Rauigkeit? Im Hörnerv sieht Rauhigkeit rau aus. Grafik: Tim Ziemer

Rauhigkeitsbeispiel: Auf einen glatten Ton folgt ein rauher Ton mit steigender Tonhöhe.

Fazit

Die Schreibweise von Rauigkeit oder Rauhigkeit ändert sich also je nach Kontext. Rauhigkeit spielt in der Musik eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung von Timbre und Konsonanz. Verschiedene musikalische Skalen erzeugen unterschiedlich viel Rauhigkeit. Diese können Sie in unserem Musikethnografischen Archiv ESRA kennenlernen.