Reverb einstellen ist wichtig in der Musikproduktion — aber nicht alle Hall-Effekte klingen gleich. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, warum ein Song plötzlich voller und räumlicher klingt. Oder warum manche Tracks eine warme Tiefe haben, während andere eher kühl und distanziert wirken. Der Schlüssel liegt in der Wahl des richtigen Reverbs. Dieser Artikel richtet sich an angehende oder fortgeschrittene Musikproduzenten’innen, sowie Mixing- und Mastering-Ingeneur’innen, die mehr über die klanglichen Unterschiede verschiedener Reverb-Typen erfahren möchten.
Reverb einstellen
Um Räumlichkeit in Ihre Musikproduktion einzubringen, nutzen Sie einen Reverb-Effekt (oder auch Hall genannt). Dieser Effekt ist ein wichtiges Werkzeug in der Musikproduktion. VST (Virtual Studio Technology) ist eine Schnittstellen-Technologie, über die externe Musik-Software (Plug-In) in ein Musikproduktionsprogramm bzw. DAW (Digital Audio Workstation) eingefügt und verwendet wird. Diese VSTs können sowohl digitale Instrumente als auch Audioeffekte sein. Reverbs simulieren den natürlichen Nachhall eines Raumes und verleihen Klangquellen Tiefe und Räumlichkeit. Ohne einen Hall-Effekt wirken Aufnahmen oft trocken und unnatürlich. Unterschiedliche Reverb-Typen erzeugen verschiedene Klangcharakteristika, die sich für unterschiedliche Instrumente und musikalische Kontexte eignen. Hier sind einige der wichtigsten Reverb-Typen:
- Plate Reverb — Plattenhall
- Spring Reverb — Federhall
- Chamber Reverb — Kammerhall
- Convolution Reverb — Faltungshall
- Reverse Reverb — Rückwärtshall
- Digital Reverb — Digitaler Hall
Plate Reverb — Plattenhall
Dieser Reverb-Typ entstand in den 1950er Jahren und basiert auf einer Metallplatte, die in Schwingung versetzt wird, um Hall zu erzeugen. Der Plattenhall zeichnet sich durch einen dichten, glatten Klang aus. Er eignet sich hervorragend für Vocals und Gitarren, da er den Klang füllt, ohne ihn zu sehr zu verschmieren. In dem folgenden Soundbeispiel hören Sie einen trockenen Gesang.
Vocals trocken:
Nun hören Sie eine Gitarre mit einem Plattenhall:
Nun einen Gesang mit einem Plattenhall:
Spring Reverb — Federhall
Federhall wird durch eine oder mehrere Metallfedern erzeugt, die Schwingungen aufnehmen und reflektieren. Dieser Reverb-Typ hat einen charakteristischen, leicht metallischen Klang und wird häufig in Gitarrenverstärkern verwendet. Im folgenden Soundbeispiel hören Sie einen Gesang mit einem Federhall-Effekt:
Reverb einstellen: Chamber Reverb — Kammerhall
Beim Kammerhall handelt es sich um den natürlichen Hall eines speziell gestalteten Raumes, in dem ein Lautsprecher den Klang abspielt und Mikrofone den Nachhall aufnehmen. Chamber Reverb klingt natürlich, warm und dicht, eignet sich besonders für Drums und gibt ihnen einen organischen Raumklang. Bei dieser Art von Aufnahme sollte man die Technik des räumlichen Recordens beherrschen. Im folgenden Soundbeispiel hören Sie ein Drum-Set mit einem Kammerhall:
Convolution Reverb — Faltungshall
Dieser Reverb-Typ nutzt Impulsantworten, um den exakten Klang eines realen Raumes oder Reverb-Geräts nachzubilden. Dadurch können digitale PlugIns den Hall berühmter Studios, Kirchen oder Hallgeräte authentisch simulieren. Im folgenden Soundbeispiel hören Sie ein Drum-Set mit einem Faltungshall:
Wenn Sie mit Hilfe unserer Anleitung eine Impulsantwort selbst messen, können Sie die Raumakustik beliebiger Räume einfangen, als WAV-Datei exportieren und über einen Faltungshall in Ihrer Musik verwenden.
Reverse Reverb — Rückwärtshall
Reverse Reverb ist ein spezieller Effekt, bei dem der Hall rückwärts abgespielt wird, sodass der Klang langsam anschwillt. Dies erzeugt eine mystische, unheimliche Atmosphäre und wird oft für kreative Soundeffekte oder in Ambient- und Psychedelic-Musik verwendet.

Reverse Reverb einstellen: Hier ist ein Beispiel für ein Plug-In mit Reverse Reverb Funktion. Screenshot: Thomas Fischer
Viele Reverbs besitzen einen Reverse Button. In der Abbildung wird er über dem Output-Regler aktiviert. Im folgenden Soundbeispiel hören Sie einen Gesang mit einem Rückwärtshall:
Digital Reverb einstellen — Digitalhall
Digitale Reverbs sind algorithmische Nachbildungen natürlicher Hallräume und bieten eine große Bandbreite an Klangmöglichkeiten. Sie können auf verschiedene Arten programmiert werden, um von kurzen, subtilen Reflexionen bis hin zu langen, epischen Hallfahnen alles zu erzeugen. Im folgenden Soundbeispiel hören Sie eine Gitarre mit einem Digitalhall:
Reverb einstellen: Berechnung von Decay-Zeiten
Die Länge des Reverbs, auch als Decay-Zeit bezeichnet, beeinflusst maßgeblich die Räumlichkeit und Klarheit eines Mixes. Eine einfache Methode zur Berechnung der optimalen Reverb-Zeit ist die Formel:
Reverb-Zeit (in Sekunden) = 60 / BPM × gewünschte Taktlänge
Dabei gibt BPM das Tempo des Songs an, und die gewünschte Taktlänge kann beispielsweise eine Viertelnote oder eine halbe Note sein. Viele digitale Reverb-Plugins bieten zudem Pre-Delay-Einstellungen. Pre-Delays, auch „Early Reflections“ genannt, können das Signal lauter machen, einfärben, und weiter klingen lassen, verändern dabei aber den Klang der Hallfahne kaum. Es Webseiten, wo die gewünschte Decay-Zeit in Tabellen angeben wird.
Im Goniometer zeigt Ihnen die Größe der Punktewolke, wie räumlich Ihr Nachhall klingt. Unsere Studien haben gezeigt, dass das Goniometer der maßgebliche Faktor ist, der die Beats von Dr. Dre, Rick Rubin und Timbaland unterscheidet.
Lernen Sie in weiteren Artikeln, wie Sie Vocals bearbeiten oder mithilfe unserer Anleitungen Musikinstrumente in Stereo recorden.