Beim Vocals Bearbeiten trennt sich die Spreu vom Weizen. Erfahrene Produzent’innen beherrschen Recording und Audio-Effekte für den idealen Sound. Mit unserem Leitfaden klingen Ihre Sprach- und Gesangsaufnahmen professionell. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie in jeder Digital-Audio-Workstation Vocals bearbeiten. Diese Tipps helfen Anfänger’innen und dienen erfahrenen Künstler’innen als Inspiration.

Vocals bearbeiten DIY 

Zur Bearbeitung von aufgenommenen Vocals besitzt jede Digital Audio Workstation (DAW) eine große Auswahl integrierter Tools. Mit folgenden Tipps minimieren Sie Fehler und bringen Ihre Vocals zum Strahlen.

Vocal-Aufnahme und -Korrektur

Beherzigen Sie die folgenden fünf Aspekte Ihrer Vocal-Aufnahme für den optimalen Sound:

  1. Aufnahme
  2. Pitch-Korrektur
  3. Surgical EQ
  4. Kompression
  5. De-Esser

Aufnahme

Nehmen Sie Vocals möglichst direkt in guter Qualität auf. Der Mund muss nah ans Mikrofon, der Raum darf nicht dröhnen, blechern klingen, oder zu lange nachhallen. Vermeiden Sie Hintergrundgeräusche. Um Störresonanzen von günstigeren Mikrofonen abzuschwächen, fügen Sie einen Equalizer auf ihre Aufnahmespur zu und stellen Sie einen Band mit +20 dB ein. Suchen Sie die Frequenzen, die total röhren und schwächen diese um -10 dB ab. Dies muss man typischerweise bei 1 bis 2 Frequenzen durchführen.

Pitch-Korrektur

Um ihre Vocals in die richtige Tonhöhe zu bringen, führen Sie eine sogenannte „Pitch-Korrektur“ durch. Dafür benutzten Sie beispielsweise „Melodyne“ oder „Auto-Tune“. Sparsam eingesetzt korrigiert so ein Effekt nur sehr schiefe Töne.

Surgical EQ

Equalizer gehören zu den wichtigsten Tools in der Musikproduktion. Mit ihnen können Sie die spektrale Balance ändern, oder unerwünschte Frequenzen entfernen. Verstärken Sie Frequenzen um 120 Hz, um eine Stimme wärmer klingen zu lassen. Verstärken Sie den Bereich um 3 kHz und schwächen Sie ihn bei anderen Musikinstrumenten ab, damit sich die Stimme im Mix gut dirchsetzt. Brillianz verleihen Sie Vocals mit einem Kuhschwanzfilter, das alle Frequenzen über 6 kHz verstärkt.

Vocals bearbeiten: Achten Sie auf gute Equalizer Einstellungen

Achten Sie auf gute Equalizer-Einstellungen, wenn Sie Vocals bearbeiten. Foto: Tim Ziemer

Kompression

Ein Kompressor gibt Ihnen Kontrolle über die Dynamik der Aufnahme. Erst wird die Lautstärke der lauten Passagen gesenkt, und dann die bearbeitete Aufnahme insgesamt lauter gemacht. Bei Trap-Rap werden oft sehr komprimierte Vocals als Stilmittel genutzt, die Sie durch schnelle Attack erreichen. Attack ist die Zeit, die der Kompressor benötigt, um nach Überschreiten eines bestimmten Pegels das Signal abzuschwächen. Durch die schnelle Attack-Zeit des Kompressors werden plötzliche Lautstärkespitzen sofort reduziert, wodurch die Vocals dichter, gleichmäßiger und präsenter im Mix klingen.

De-Esser

De-Esser sind Kompressoren, die im Bereich von 5 bis 12 kHz aktiv sind. Sie gleichen die Intensität von scharfen S- und Sch-Lauten an. Das Ergebnis wird aber nicht lauter, sondern leiser gepegelt. Mitunter müssen Sie also nach Einsatz des De-Essers das Kuhschwanzfilter neu einstellen.

Vocals mit Effekten bearbeiten

Effekte, wie Reverb, Delay, Chorus und Automationen bringen Vielfalt in Ihre Musikproduktion ein. Mit diesen Tipps bringen Sie ihre Vocals zum Strahlen:

Effekte

Geben Sie Gesangsaufnahmen durch Reverb mehr Tiefe und Räumlichkeit, erzeugen Sie mittels Chorus den Eindruck eines kleinen Chores, und erhöhen Sie durch frühe, kurzanhaltende Delays die Präsenz. Kurzanhaltende Delays nennen sich auch „Slap-Delays“. Die Einstellung der Feedback-Zeit ist sehr kurz und wird mit dem Mix-Regler eingebettet. Dies ist ein häufig genutzer Effekt, um Vocals eine andere Räumlichkeit zu geben.

Achten Sie dabei darauf, dass die Effekte nicht in hohem Maße angewendet werden. Nutzen Sie zu Beginn, die Voreinstellungen von der DAW selbst, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unterschiedlich ein Effekt klingen kann.

Automationen

Automationen sind ein sehr interessantes Mittel, um Effekte in bestimmten Passagen an- oder auszuschalten. Beispielsweise können Sie den Reverb-Effekt im Refrain verstärken, um für Fülle und Breite zu sorgen. Experimentieren Sie an besonderen Musik- oder Textpassagen mit ungewöhnlichen Effekten, wie Flanger, Metalizer, Vocoder und Pitch-shifting.

Seien Sie Experimentierfreudig

Seien Sie experimentierfreudig und finden Sie heraus, was zu Stimme, Musik und Stimmung passt. Orientieren Sie sich an professionellen Aufnahmen. Setzen Sie jedes Werkzeug bewusst ein. Mehr Effekte bedeuten nicht gleich eine bessere Bearbeitung. Viele Schritte in der Vocalkette machen oft nur einen subtilen Unterschied. Doch genau diese Schritte machen eine Aufnahme besonders.

Für eine kurze Nachhallzeit können Sie Absorber selber bauen, mit Hilfe unserer Anleitungen Musikinstrumente in Stereo recorden und das Volument Ihres Mixes mittels Goniometer überwachen.