Die Shamisen ist in der westlichen Musik als Lauteninstrument nicht sehr bekannt. Deshalb wird sie oft fälschlicherweise Shamizen, Schamisen oder Chamisen geschrieben. In diesem Artikel stellen wir Ihnen Aufbau, Geschichte, Spielart des Instruments und eine Soundprobe vor.
Aufbau und Missverständnis der japanischen Gitarre
Eine Shamisen — auf Japanisch 三味線 — besteht aus mehreren Komponenten, die zusammen einen einzigartigen Klang erzeugen:
- Dou (胴): Der Resonanzkörper der Shamisen besteht aus einem Holzrahmen, der an der Ober- und Unterseite wie bei einer Trommel mit synthetischer oder Tier-Haut bezogen ist.
- Sao (棹): Der bundlose lange Hals des Instruments, der je nach Modell bzw. Stilart in verschiedenen Längen und Dicken erhältlich ist.
- Itomaki (糸巻き): Die drei Stimmwirbel zum Stimmen der drei Saiten.
- Koma(駒): Der Steg, der nur zum Spielen eingesetzt wird, liegt auf der Haut des Dou und hebt die Saiten zum Schwingen an.
- Doukake (胴掛け): Ein Stück Stoff des Dou an der Oberseite, das zur Verzierung und für einen besseren Halt der Schlaghand dient.
- Bachi (撥): Das Plektrum zum Zupfen der Saiten gibt es in verschiedenen Größen und Materialien.
Die Herstellung und das Zusammensetzen der einzelnen Bauteile geschieht oft in Handarbeit, wie dieses Youtube-Video des Bespannens des Dou demonstriert. Da der Sao den ganzen Dou durchläuft, zählt die Shamisen zu den Spießlauten. Sie gehört also genau genommen nicht zu den Gitarren, die zu den Halslauten zählen. Genaueres zu den Bautechniken finden sie auf dieser interaktiven, japanischen Grafik.
Die Geschichte von China nach Japan
Die Shamisen ist eine Weiterentwicklung der Sanxian (三弦), einer chinesischen Langhalslaute. Diese breitete sich durch Händler von Okinawa bis zum Festland Japans im 16. Jahrhundert aus. Dabei wurde die Bauart und Materialien allmählich den Gegebenheiten Japans angepasst. Folgende Veränderungen gab es:
- Der Resonanzkörper Dou wurde eckig und verziert
- Die Haut des Dou hat sich von Schlangenhaut über Hunde/Katze zu Synthetischen-Haut geändert
- Die Länge des Sao ist kürzer geworden
- Eine portable Shamisen Variante ist durch das Zerlegen des Sao entstanden
In Laufe der Geschichte haben sich verschiedene Stile des Instruments entwickelt. Diese haben auch zu drei unterschiedlichen Größen und Formen der Shamisen geführt:
- Hosozao(細棹): Kleinste Größe, mit einem leichten, sanften Klang für Nagauta (Bühnenmusik)
- Chuuzao(中棹): Mittlere Größe, mit einem ausgewogenen Klang für Jiuta (Kammermusik) und Minyo (Volksmusik)
- Futozao(太棹): Große Größe, mit einem Voluminösen Basslastigen Klang für Tsugaru (Schneller kraftvoller Stil) und Gidayu (Theatermusik)
Die Shamisen mit dem Bachi spielen
Die Shamisen spielt man im Sitzen. Traditionell in der knienden Seiza-Stellung. Der Dou liegt dabei auf den Beinen. Mithilfe des Bachi werden die Saiten angeschlagen oder gezupft. Das Sao kann unterschiedliche Klänge erzeugen. Die bekanntesten sind folgende:
- Tonhöhen: Das Abdrücken einer Saite verändert die Tonhöhe.
- Vibrato: Leichtes Bewegen der Hand erzeugt ein Vibrato-Effekt.
- Glissando: Das Gleiten der Hand entlang der Saiten erzeugt ein Glissando.
Das Bachi wird zum Anschlagen oder Zupfen der Saiten verwendet. Sie sehen es unten im Foto. Wichtig ist dabei die Haltung. Der Daumen befindet sich am breiten Ende des Bachi, während der kleine Finger am Ende des Plektrums eingeknickt aufliegt. Die restlichen Finger umschließen den mittleren Teil des Griffs. Dadurch ist das Bachi fest in der Hand eingeklemmt und das Schwingen aus dem Handgelenk ist somit kraftvoll und präzise.
Der einzigartige Klang der Shamisen
Den hohen, hellen Sound des Instruments können Sie sich im folgenden Video anhören:
Die Shamisen kommt auch in modernen Genres vor. Folgende YouTube-Videos zeigen die Möglichkeit in Elektro und Metal.
Falls sie am aktuellen Shamisen Ensemble Guinness World Record interessiert sind, empfehlen wir eine Youtube-Playlist darüber. 2056 Spieler stellten dabei das größte Shamisen-Ensemble der Welt zusammen. Weitere spannende Artikel von Musikgeschmack bis Gänsehaut finden Sie bei uns.