Der Musikkonsum ist in dem letzten Jahr von 20,1 Stunden auf 20,7 Stunden gestiegen. Aber wie beeinflusst dieser Anstieg das psychische Wohlbefinden? Und welche Rolle spielt die Nutzung der Musik und die musikalische Leidenschaft im psychischen Wohlbefinden? In diesem Artikel erfahren Sie mehr über das Zusammenspiel zwischen Musikkonsum, der musikalischen Leidenschaft, der Nutzung von Musik und deren potenziellen psychischen Auswirkungen.

Was ist Musikalische Leidenschaft?

Eine Leidenschaft ist durch eine intensive Begeisterung für eine bestimmte Tätigkeit gekennzeichnet, die sich durch Emotionen oder Hingabe äußern kann. Durch das umfassende Engagement, welches Sie in eine Aktivität investieren, wird diese ein zentrales Merkmal Ihrer Person. Leidenschaft sorgt dafür, dass Sie eine Band oder eine Musikrichtung nicht einfach nur mögen, sondern Fan sind. Sie äußert sich in einer ästhetischen Hingabe, wie einem spezifischen Kleidungsstil. Auch Musiker’innen widmen sich die meiste Zeit ihrer Musik, weshalb diese ebenfalls eine musikalische Leidenschaft haben.

Musikkonsum am Beispiel der ästhetischen Hingabe von Musiker'innen. Drei Gitarristen mit einer bestimmten Genreästhetik.

Musikkonsum am Beispiel der ästhetischen Hingabe von Musiker’innen. Quelle: Pixabay

Das Konstrukt der Leidenschaft wird von dem Dualistischen Modell der Leidenschaft erklärt. Dieses Modell unterteilt die Leidenschaft in eine harmonische und in eine obsessive Leidenschaft. Das Modell beschreibt sie als eine starke Neigung zu einer bestimmten Tätigkeit, wie die Musik, in die man Zeit und Energie investiert. Diese Tätigkeit wird zu einem wesentlichen Bestandteil der Identität einer Person.

  • Die harmonische Leidenschaft: eine autonome Verinnerlichung der Musik zu der Identität einer Person. Weder Musiker’innen noch Fans haben einen externen oder internen Zwang sich mit Musik auseinander zusetzten. Dies resultiert in positive Emotionen im Zusammenhang mit Musik, die zum Beispiel Stress reduziert, wenn sie sich mit Musik auseinandersetzten.
  • Die obsessive Leidenschaft: Musiker’innen und Fans sind von internen und externen Zwängen kontrolliert. Das bedeutet, dass sie ein unkontrollierbares Verlangen haben, sich mit Musik auseinanderzusetzen. Dadurch werden schlussendlich andere Bereiche deren Lebens, wie die Familie oder Gesundheit, vernachlässigt. Die obsessive Leidenschaft äußerst sich in negativen Emotionen, wie Angststörungen oder Depressionen.

Entwicklung des Musikkonsums

Die Musikindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert, welches unter anderem den Streamingdiensten zugrunde liegt. Durch den wachsenden Musikkonsum über Streamingdienste ist die weltweite Stundenanzahl des Musikhörens von 20,1 Stunden aus dem Jahr 2022 zu 20,7 Stunden im Jahr 2023 angestiegen. Zeitgleich nimmt der Kauf von CDs und Musik-Downloads stetig ab (Bender, 2022). Mehr zu dieser Entwicklung finden Sie in dem Artikel über CDs oder Streaming.

In der Art und Weise, wie heutzutage Musik konsumiert wird, gibt es eine klare Unterteilung in verschiedene Altersgruppen. Das Angebot unterteilt sich in zwei Kategorien. Nämlich Musik zu besitzen („Music to Own“) oder Musik zu streamen („Music To Stream“).

Die meisten Konsument’innen nach Altersgruppe sind:

  • Kostenpflichtiges Streaming: 20-29-Jährige
  • kostenloses Streaming: 20-29 und 30-39-Jährige
  • CDs: 50-59-Jährige
  • Vinyls: 50-59-Jährige
  • Download:40-49-Jährige

Dies zeigt, dass die Angebotsformen altersabhängig sind.

Der Musikkonsum — Auswirkungen auf die Identität

Die Musik kann aus einem individualpsychologischen oder sozialpsychologischen Nutzen verwendet werden. Der individualpsychologische Nutzen bezieht sich auf die Befriedigung des individuellen Bedürfnisses, wie Unterhaltung oder emotionale Stimulation. Der sozialpsychologische Nutzen hingegen bezieht sich auf eine soziale Funktion, wie eine Zuordnung oder Abgrenzung bestimmter sozialer Gruppen aufgrund einer musikalischen Vorliebe.

Der Musikkonsum kann sich aber auch in drei Nutzungskategorien unterteilen. Diese sind der rationale, emotionale und soziale Nutzen.

  • Der rationale Nutzen: eine intellektuelle Analyse der Musik. Konsument‘innen haben höhere Erwartungen an ein Musikstück.
  • Der emotionale Nutzen: eine emotionale Stimulation der Konsument‘innen durch eine Unterhaltung oder einen ekstatisch-körperlichen Musikkonsum.
  • Der soziale Nutzen: eine Zuneigung oder Abgrenzung bestimmter Gruppen hin.

Neben der Nutzungsart von Musik ist auch das Engagement, mit dem sich Konsument’innen bestimmten Künstler’innen oder der Musik widmen, relevant. Dieses ist Situationsabhängig. Bei Konzerten ist das Engagement höher, als wenn Sie Musik im Hintergrund verwenden.

Insbesondere Jugendliche verwenden Musik, um sich zu identifizieren und sich von Erwachsenen abzugrenzen. Ein wichtiger Aspekt ist es, dass Konsument‘innen sich Künstler’innen und Musik zu ihrer Persönlichkeit und ihrem Gemütszustand passend aussuchen. Daher hören Musikkonsument‘innen, die zum Beispiel kreative und intellektuelle Stimulation benötigen, eher unkonventionelle und komplexe Musik. Menschen, die gesellig und enthusiastisch sind, hören lieber energetische und belebende Musik.

Die Art der musikalischen Leidenschaft, und somit auch der Musikkonsum, hängt mit dem psychischen Wohlbefinden zusammen. Sofern Musikkonsument‘innen eine harmonische Leidenschaft zur Musik zeigen, äußert sich dies im psychologischen Wohlbefinden. Hingegen äußert sich eine obsessive Leidenschaft von Musikkonsument’innen in negativen psychischen Zuständen.

Fazit

Der weltweite Musikkonsum ist in den letzten Jahren gestiegen, welches unter anderem dem Zuwuchs der vielen Streamingdienste zugrunde liegt. Dadurch werden die unterschiedlichen Präferenzen der Musikkonsumvarianten verschiedener Altersgruppen deutlich. Die musikalische Leidenschaft, welche in eine harmonische und obsessive Leidenschaft unterteilt wird, definiert die Art und Weise wie Musikkonsument’innen sich mit Musik auseinandersetzten. Im Zusammenhang mit verschiedenen Nutzungsarten der Musik wird die Identität und die psychischen Auswirkungen der Musikkonsument’innen beeinflusst. Erfahren Sie in einem weiteren Artikel mehr über den individuellen Musikgeschmack.

Quellen zum Musikkonsum